
Geräusche nimmt der Mensch
nicht zwangsläufig als Lärm wahr. Der Diplom-Psychologe
Dirk Schreckenberg fordert daher, bereits bei der Planung von Lebensräumen die Akustik zu berücksichtigen. Lärmschutz dürfe nicht dazu führen, Menschen in schallisolierten Räumen einzusperren, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Arbeitsrings Lärm der Deutschen Gesellschaft für Akustik. Sie koordiniert die
Aktionen zu dem Tag gegen Lärm.
Das Motto des diesjährigen Tags gegen den Lärm lautet „Akustische Vielfalt in Deutschland“. Das klingt eher nach Bereicherung als nach Bedrohung. Wie ist das Motto zu verstehen?
Dirk Schreckenberg: Es gibt eine Viel-falt von Geräuschen. Wir sind ständig von ihnen umgeben. Es macht jedoch einen Unterschied, ob ich einem Konzert von Mozart, dem Plätschern eines Bachs oder der Beschleunigung eines Motorrads an der Ampel lausche. Oder denken Sie an einen Urlaub am Strand, wenn Sie das Meeresrauschen hören.
Da kann Ruhe ganz schön laut sein. Ruhe und Erholung lassen sich eben nicht allein in Dezibel messen. Mit
dem Begriff Akustische Vielfalt will
die Deutsche Gesellschaft für Akustik darauf aufmerksam machen, dass Geräusche zu unserem Leben gehören. Zugleich will sie dafür sensibilisieren, unsere Lebensräume nicht nur visuell-architektonisch zu gestalten, sondern auch die Akustik und ihre Wirkung auf die Menschen bereits bei der Planung
zu berücksichtigen.
Sie sind geschäftsführender Gesellschafter des in Nordrhein-Westfalen ansässigen Zentrums für angewandte Psychologie, Umwelt- und Sozialforschung, kurz ZEUS. Die Gesellschaft
hat an einer Lärmstudie mitgewirkt,
die die Situation an mehreren Flughäfen untersucht. Dabei wurden der Straßen-, Schienen- und Flugverkehr berücksichtigt. Welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen?
Die Studie hat gezeigt, wie stark Verkehrslärm die Bevölkerung belästigt, den Schlaf stört, Kinder in ihren geistigen Leistungen beeinträchtigt und langfristig mit einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression verknüpft sein kann. Dies bestätigt inzwischen eine Reihe von Lärmwirkungsstudien. Neu ist: Wir
haben nahezu das gesamte Spektrum der gesundheitsbezogenen Wirkungen von Umgebungslärm in einer großen Studie untersucht – und dabei sowohl die Geräuschpegel als auch die Wirkun-
gen sorgfältig mit verschiedensten
Methoden ermittelt.
Welche Schlüsse ziehen Sie aus
solchen Untersuchungen?
Eine Konsequenz sollte sein, Richt-linien und Verordnungen darauf zu prüfen, ob sie noch wirkungsgerecht sind. Dabei geht es nicht nur darum, die bei Geräuschpegeln bestehenden Orientierungs- und Richtwerte in ihrer Höhe zu überprüfen, sondern auch die akustischen Kennwerte an sich. Für eine gesunde Wohn- und Lebensqualität ist die ungestörte Nutzung der eigenen Wohnung ebenso wichtig wie die Möglichkeit des Aufenthalts auf dem Balkon, im Garten, im nahen Stadpark oder beim Sport. Draußen sein und sich bewegen erlaubt die Erholung vom All-
tagsstress.
Und daraus folgt?
Wenn sich in Zukunft unsere Städte
verdichten, Wohnen und Gewerbe
näher zusammenrücken, dann ist das gut für nachhaltige Mobilität und geringen Flächenverbrauch. Das darf aber nicht dazu führen, dass Lärmschutz sich darauf beschränkt, die Wohngebäude zu dämmen und Schallschutzfenster einzu-
bauen, die Menschen quasi einzusperren,
damit sie sich von Lärm und anderen Stressbelastungen erholen können. Der beste Lärmschutz ist der an der Quelle.
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