
Und: „Dieses Krebsgeschwür muss jetzt endlich richtig behandelt werden, und zwar nicht mit Puder, sondern mit Chemotherapie“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Die Reaktionen des Arbeitnehmervertreters zeigen, wie groß die Nervosität in der Branche ist. Zu bekannten Tricks und Betrügereien bei der Abgasreinigung kommt nun noch der Verdacht, dass die Autobauer ihr Vorgehen in einem Kartell abgesprochen haben. Nun erhöht sich der Druck auf die Hersteller, mit der Nachrüstung zusätzlicher Katalysatoren schnell für saubere Autos zu sorgen.
Am 2. August soll auf einem Dieselgipfel eine Art Aktionsplan beschlossen werden, mit dem die Emissionen der giftigen Stickoxide (NOX) deutlich gedrückt werden soll, um Fahrverbote für Innenstädte zu vermeiden. Die NOX-Werte liegen in allen Ballungsgebieten deutlich über den Grenzwerten der EU, da die Abgasreinigung bei Millionen von Fahrzeugen manipuliert wurde. Offenbar sind die großen deutschen Autokonzerne VW, BMW und Daimler aber nur bereit, mit Updates die Motorsteuerung zu verändern. Genau diese drei Unternehmen stehen auch im Verdacht, sich seit den 1990er-Jahren in zahlreichen Arbeitskreisen systematisch über Technik, Kosten und Zulieferer abgesprochen zu haben – auch beim Thema Dieselmotoren und Abgasreinigung. Bundeskartellamt und EU-Kommission ermitteln. Volkswagen nebst der Konzernmarken Audi und Porsche sowie Daimler sollen laut Nachrichtenmagazin „Spiegel“ Selbstanzeigen bei der Bonner Behörde hinterlegt haben – in der Hoffnung, als Kronzeugen ungeschoren davon zu kommen. Denn falls sich die Vorwürfe bestätigen, könnte es Milliardenstrafen geben.
Forderung nach Schadenersatz
Klaus Müller, der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV), fordert nun, dass beim Diesel-Gipfel auch das Kartell-Thema auf die Agenda kommt. Denn Dieselbesitzer stünden nun vor einem Totalschaden. Deshalb müssten auch die Belange der Verbraucher diskutiert werden. Der Verbraucherschützer fordert seit geraumer Zeit, dass die Hersteller geprellten Besitzern von Dieselautos Schadenersatz zahlen und/oder die Abgasreinigung ihrer Fahrzeuge in Ordnung bringen. Die Chancen, dies vor Gericht durchzusetzen, werden nach Einschätzung des Wettbewerbsexperten Christian Kersting von der Universität Düsseldorf steigen, wenn den Autobauern nachgewiesen werden kann, dass sie beim Tricksen mit den Emissionen auch noch gegen Kartellgesetze verstoßen haben.
Das wirft die Frage auf, ob die Autobauer beim Diesel-Gipfel mit der Minimal-Lösung der Software-Updates durchkommen können. Für Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer jedenfalls werden damit die Unzulänglichkeiten der Fahrzeuge nicht behoben. Es sei bislang völlig unklar, was die Updates überhaupt bewirken würden. Bekannt ist nur, dass die Abgasreinigung künftig auch bei niedrigen Außentemperaturen arbeiten soll. Bislang wird sie vielfach unter 15 Grad Celsius abgeschaltet. Geringere NOX-Werte würden dadurch zwar erreicht, diese könnten aber mit einem höheren Spritverbrauch erkauft werden, so Ferdinand Dudenhöffer.
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