
„BioWare“ gleicht einem Qualitätsversprechen. Damit ist in der Videospiel-Welt freilich nicht der umweltfreundliche Anbau von Nahrungsmitteln gemeint – in seiner bald 25-jährigen Geschichte bescherte das kanadische Entwicklerstudio der Szene innovative Titel wie „Neverwinter Nights“, „Dragon Age“ und natürlich „Mass Effect“. Eine spannende Geschichte mit einem flüssigen, actiongeladenen Spielerlebnis verknüpfen kann das Team allemal.
Mit „Anthem“ soll nun der nächste Name der Referenzliste des renommierten Studios hinzugefügt werden. Doch der Plan geht – trotz guter Verkaufszahlen zum Start – nicht auf; und das geht schon beim Szenario los: Die Menschheit wird von Monstern bedroht und muss sich behaupten. Als sogenannter Freelancer schlüpft der Spieler in einen Kampfanzug, Javelin, und muss gemeinsam mit bis zu drei Partnern Aufträge erledigen. In der Regel bedeutet das, Monster bekämpfen und Gegenstände einsammeln. Technisch ist das alles durchaus originell umgesetzt. Taktisch bieten die vier Kampfanzüge verschiedene Eigenschaften, da steht etwa der schwerfällige aber durchschlagskräftige Javelin dem flinken und agilen, dafür aber schwächeren Javelin gegenüber. Waffen, Ausrüstung und Fähigkeiten können selbstverständlich individuell angepasst werden. Mit fortschreitendem Level ist auch der Wechsel des Kampfanzugs möglich. Sobald man sich auf die erste Mission begibt und von der Brüstung springt, um über der Erde zu gleiten, kommt Freude auf.
Doch trotz all der taktischen Möglichkeiten fühlen sich die Kämpfe nur wenig taktisch an. Vieles hängt dabei vom Spielverständnis der Online-Partner ab. Und in den meisten Fällen wirkt es nicht so, als wären all die Möglichkeiten wirklich vonnöten. Auch der Handlungsstrang wirkt zu plump. Die ausführlichen Dialoge vermitteln zwar eine Beziehung zwischen den Charakteren und belegen die vielen Gedankengänge in den Köpfen der Erschaffer. Doch mangelt es ihnen an der Griffigkeit und Intensität, mit denen sich „BioWare“ zuvor ausgezeichnet hat. Das liegt auch an den detailarmen Gesichtern der Protagonisten, wohingegen die Javelins optisch bestechen. Ähnlich sieht es mit Fort Tarsis, der Basis der Freelancer, aus. Trotz zahlreicher Figuren wirkt die Stadt leblos, karg und starr. Es gibt kaum Bewegung. Ein Stadtentwickler würde wohl von einer geringen Aufenthaltsqualität sprechen.
Hinzu kommen Mängel, die einem Entwicklerstudio solchen Ranges eigentlich nicht unterlaufen dürfen. Wenn Texturen noch nachladen müssen und – wie im Testzeitraum festgestellt – gar Spielabbrüche regelmäßig auftreten, wird das den Ansprüchen an einen so hochgepriesenen Titel nicht gerecht. Das Spielerlebnis selbst ist solide, in guten Momenten macht „Anthem“ auch mit zufällig ausgewählten Partnern großen Spaß. Doch nach der Anfangseuphorie stellt sich schnell das Gefühl ein, dass hier nur wenig Neues geboten wird und sich die einzelnen Elemente wiederholen. Da wird Potenzial verschenkt. Im Vergleich mit aktuellen und anstehenden Blockbustern werden die Kanadier vorerst wohl mehrfach das Nachsehen haben.
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Normalerweise würde man sich ja regelmäßig mit anderen Eltern und Kindern treffen. Sei es in ...