
Bremen. Ein Horrorspiel ohne Horror – die Genre-Erwartungen erfüllt das polnische Entwicklerstudio Bloober-Team mit „The Medium“ nicht. Dafür fehlen die großen Schreckmomente und der echte Gruselfaktor. Trotzdem schaffen die Krakauer eine beklemmende Atmosphäre.
Treffender wäre es, das Abenteuer als Psycho-Thriller zu betrachten. Denn in diesem Segment schafft es „The Medium“, zumindest teilweise seine Stärken auszuspielen: Protagonistin Marianne weiß um ihre Fähigkeit als Medium. Sie nimmt die materielle Welt deutlich intensiver wahr als ihr Umfeld, kann sich aber gleichzeitig durch eine Geisterwelt bewegen.
Diese Ausflüge versucht sie allerdings wegen einiger belastender Erlebnisse auf ein Minimum zu reduzieren. Nach einem mysteriösen Anruf begibt sich Marianne in eine verlassene Hotelanlage, wo sie sich doch vor allem in dieser alternativen Realität ihren Dämonen stellen muss.
Gerade zu Beginn wirkt „The Medium“ mit seiner Aufmachung wie ein früher Hit des noch jungen Jahres. Was so vielversprechend beginnt, weist jedoch schnell auch seine Tücken auf. Trotz ihrer mittlerweile mehrjährigen Erfahrung auch in diesem Genre verfallen die Entwickler in altbekannte und bereits bemängelte Muster: Die Haupthandlung verliert sich in Nebenerzählungen, die spielerischen Elemente wiederholen sich, der letzte Kniff und die Charaktertiefe der Protaginistin fehlt.
Mit dem wesentlichen Mechanismus überzeugt „The Medium“ dennoch, wenn sich Marianne parallel durch die zwei Welten auf dem geteilten Bildschirm bewegt. Dabei können Interaktionen in der einen auch Auswirkungen auf die andere Realität haben. Für kurze Zeit lässt sich der Geist außerdem vom Körper lösen, um einen eigenen Bewegungsradius zu nutzen.
Audiovisuell kommt der Titel ebenfalls ansprechend daher. Die von Maler Zdzisław Beksiński inspirierte Geisterwelt bietet trotz identischer Raumaufteilung eine dystopische und Unterwelt-Optik. Komponist Akira Yamaoka („Silent Hill“) liefert dafür die passenden Klänge. Im Zusammenspiel trägt beides wesentlich zur gelungenen Atmosphäre bei und fördert die Motivation, sich dem weiteren Verlauf zu widmen.
Wie fast üblich für das Genre, wenn die Kamera fixiert ist und die Ansicht aus der dritten Person erfolgt, erleichtert das eingeschränkte Blickfeld den plötzlichen Schreckmoment. Das allerdings zulasten der Steuerung, wenn die Perspektive wechselt.
Wer sich von der Atmosphäre einnehmen lässt, sich gerne Nebenschauplätzen hingibt oder die Parallelwelten erkundigen möchte, dürfte mit „The Medium“ durchaus zufrieden sein. Um sich mit den Branche-Größen zu messen, müssen die Polen jedoch noch nachlegen und die gelungenen Ansätze ausbauen.
Story: 4/7
Grafik: 6/7
Ton: 5/7
Steuerung: 3/7
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