
Córdoba. Die historische Zufahrt ins Zentrum von Córdoba über die 16 wuchtigen
Bögen der Römischen Brücke ist schon lange nicht mehr möglich. Das Bauwerk über den Guadalquivir, das im Volksmund Puente Viejo (Alte Brücke) genannt wird, steht unter Schutz und darf lediglich zu Fuß überquert werden. Der Besuch lohnt trotzdem oder vielleicht gerade dedshalb. Mit dem Blick auf Stadtmauer und Mezquita bietet sich das erste von unzähligen Fotomotiven, das reif für eine Postkarte ist. Auf 250 Metern römischer Baukunst geht es vorbei an einem kleinen Museum, Erzengel Raphael von Bernabé Gómez del Rio, dem Schutzpatron Córdobas, und zahlreichen Händlern sowie Musikanten. Ein historischer Zugang zur Stadt, der die Lebendigkeit der Geschichte und der Kultur unterstreicht.
Wer die Juderia von Córdoba entdecken möchte, tut dies am besten zu Fuß. In der charmanten Altstadt, der Casco Viejo, pulsiert auch mehr als 700 Jahre nach dem Sieg über die Herrschaft der Araber, die Mudéjares, im Jahr 1232 das Leben. Zwischen traditionellem Handwerk, duftenden Köstlichkeiten und buntem Kitsch werden 2000 Jahre Geschichte lebendig gehalten – in der Provinzhauptstadt am Rande der Sierra Morena.
Wie in einem orientalischen Basar reihen sich die Werkstätten von Antiquitäten- und Souvenirhändlern sowie der Kunsthandwerker aneinander. In einem Labyrinth verwinkelter Gassen mit weiß getünchten Häusern gesäumt wartet hinter jeder Ecke eine Überraschung. Prächtige schmiedeeiserne Tore geben den Blick auf blumengeschmückte Innenhöfe frei und kleine Tapasbars laden zu einer Leckerei, una caña (kleines Bier) oder un chupito (kleines Schnäpschen) ein. Zum besonders gern gewählten Fotomotiv ist die
Calleja de las Flores avanciert. Die Bewohner dekorieren die kleine Gasse mit üppigem Blumenschmuck. Kein Wunder, dass Rafael Rodríguez Aparicio, seines Zeichens Gerente Patronato Provincial de Turismo de Córdoba, schwärmt: „Unsere Stadt ist ein Geschichtsbuch zum Anfassen. Córdoba berührt alle Sinne.“ Wenn er von der einstigen Kalifenstadt spricht, klingen Anerkennung, Achtung und Anmut in seiner Stimme gleichermaßen mit.
Etwa eine Million Menschen lebten zur Hochzeit des Kalifats zwischen 711 und 1008 in der prächtigen andalusischen Stadt. Rund 500 Moscheen, 50 Spitäler und mehrere Hundert Bäder zeugen von der Pracht und Größe der Stadt, die in einem Atemzug mit reichen Metropolen wie Konstantinopel genannt wurde. Mit dem Untergang der maurischen Dynastie geriet Córdoba jedoch in Vergessenheit und verarmte. Schließlich verhalf der Tourismus der Residenzstadt mit seinen rund 300 000 Einwohnern zu neuem Aufschwung.
Das Herzstück aller Touren bildet das Weltkulturerbe die Moschee-Kathedrale Mezquita. Dort bekommt man einen greifbaren Eindruck vom einstigen Glanz und Reichtum der Stadt. Das beeindruckende Zeugnis der maurisch-islamischen Baukunst der Umayyaden-Dynastie wurde ab 796 errichtet und wuchs stetig. Nach der christlichen Reconquista im 13. Jahrhundert weihte man die einst größte Moschee der Welt zur Kirche. 300 Jahre später ließ der Bischof von Córdoba ein christliches Kirchenschiff mitten in die maurische Architektur bauen. Auch wenn der nachträgliche Einbau wie ein Fremdkörper wirkt, schafft er es nicht, den perfekten Einklang von räumlicher Weite, klarer Symmetrie und kunstvoller Dekoration der Moschee zu verdrängen.
Die Sinne werden auch heute im prächtigen Säulenwald mit Reizen überflutet. So sorgt jedes Geräusch für eine Veränderung der Atmosphäre, und mit jedem Blick offenbaren sich dem Besucher neue kunstvolle Details. Lediglich die dumpfen Orgelklänge schaffen es, die Gäste aus den Träumen der maurischen Zeit zu erwecken. Wer ihnen entflieht, findet sich beim Verlassen im Patio de los Naranjos – dem Orangen-Innenhof – wieder. Ihr Duft füllt ab dem Frühling den Hof, der auch ganz ohne Orangen ein Kunstwerk ist. In seiner Schönheit steht er den vielen kleineren Patios der Stadt in nichts nach. Seit rund fünf Jahren sind die schmucken Innenhöfe ebenfalls Teil des Welterbes. Beim jährlichen Festival im Mai können zahlreiche
Patios von den Besuchern bestaunt werden, der schönste wird prämiert.
Diese Reise wurde unterstützt vom Spanischen Fremdenverkehrsamt Frankfurt und dem Patronato Provincial de Turismo de Córdoba.
Córdoba
An- und Abreise: Córdoba ist sehr gut per Eisenbahn zu erreichen, es liegt an der Hochgeschwindigkeitsroute Madrid–Sevilla. Von
Sevilla aus erreicht man die Stadt in rund 45 Minuten. Eine weitere Zugverbindung besteht nach Málaga, Reisedauer etwa zwei Stunden. Die Flughäfen Sevilla, Málaga und Jerez de la Frontera sind anderthalb bis zweieinhalb Autostunden entfernt. Innerhalb Spaniens ist auch der Fernreisebus immer eine bequeme wie preiswerte Art des Reisens.
Reisezeit: Córdoba ist ganzjährig eine Reise wert. Aber wer hitzeempfindlich ist, sollte die Sommermonate meiden. Im Frühling locken die Blütenpracht und moderate Temperaturen. Zahlreiche Volksfeste bieten Folklore.
Unterkunft: Córdoba bietet für jeden Geldbeutel und Geschmack die passende Unterkunft. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis findet man etwa im zentral gelegenen Hotel Córdoba Center. Informationen unter www.hotelescenter.es/hotel-cordoba-center. Ein kleiner Geheimtipp ist das Boutique-Hotel Patio del Posadero. Seine individuellen Zimmer machen auch die Übernachtung zum Erlebnis. Informationen unter patiodelposadero.com.
Aktivitäten: Unweit von Córdoba liegt der überschaubare Ort Rute. Dort locken Museen der etwas anderen Art: Ein Zuckermuseum, ein Schinkenmuseum oder die Schokoladenfabrik von Jorge Garrido, der ganze Städte aus süßen Köstlichkeiten nachbaut (die nach Weihnachten von Schulklassen verzehrt werden). Ein Highlight ist das Anismuseum. Und wer den charismatischen Besitzer freundlich fragt, bekommt nicht nur einen Likör eingeschenkt, mit etwas Glück führt
Anselmo Cordoba auch durch seine beeindruckende Bodega. Weitere Informationen auf der Homepage www.museodelanis.com
Umgebung: Das Bergdorf Priego gehört noch zu den weniger überlaufenen seiner Art, allerdings völlig zu Unrecht. Die prächtige Brunnenanlage Fuente del Rey, das maurische Stadtzentrum Barrio del Villa, zahlreiche Kirchen und Herrenhäuser sowie das Panorama vom Balcon del Adarve laden zum Schauen, Staunen und Verweilen ein. Nebenbei rühmt sich die Gegend um Priego damit, die besten Olivenöle Spaniens zu produzieren. Weitere Informationen unter www.turismodepriego.com.
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