
Apple-Chef Steve Jobs präsentierte auf dem Entwicklerkongress WWDC das iPhone 4, das im Vergleich zu seinen Vorgängern über einen deutlich verbesserten Bildschirm, längere Batterielaufzeiten, einen schnelleren Prozessor und zwei eingebaute Videokameras verfügt.
Das neue Apple-Smartphone kommt in den USA, Deutschland und drei weiteren Ländern am 24. Juni auf den Markt.
In Deutschland wird die Telekom das iPhone 4 wie schon die Vorgängermodelle exklusiv vertreiben. Den Vorverkauf startet das Unternehmen bereits am 15. Juni. Preise und Tarife stehen allerdings noch nicht fest.
«iPhone 4 ist der größte Sprung seit dem ursprünglichen iPhone», sagte Steve Jobs am Montag vor rund 5000 Entwicklern und Medienvertretern. Eine der wichtigsten Neuerungen ist die zweite Videokamera an der Display-Seite, über die auch Video-Chats möglich sein sollen. Aufgewachsen mit TV-Serien wie «The Jetsons» und «Star Trek» habe er schon immer von Video-Anrufen geträumt, sagte Jobs.
Die Chat-Funktion «FaceTime» läuft allerdings zunächst nur über WLAN, nicht über eine Mobilfunkverbindung. «Es gibt keine Einrichtung und keine Konfiguration», sagte Analyst Michael Gartenberg nach der Präsentation. «Es gibt kein Echo auf der Leitung. Audio und Video sind vollständig synchronisiert. Kurz gesagt: Es funktioniert einfach.»
Der neue Bildschirm hat viermal so viele Pixel wie bisher. Die höhere Auflösung sorgt für deutlich schärfere Bilder, wie der Apple- Chef im Vergleich zum Vorgängermodell iPhone 3GS demonstrierte. «Wir denken, das wird den Standard setzen und niemand wird da herankommen», geizte Jobs nicht mit großen Worten.
Mit dem iPhone 4 rückt Apple vom rundlichen Aussehen der Vorgängermodelle ab. Jobs verglich das Design des neuen iPhones mit dem einer Leica-Fotokamera. Es sei das bisher dünnste Smartphone. Das Herzstück ist der von Apple selbst entwickelte Prozessor A4, der zuerst im neuen Tablet-Computer iPad zum Einsatz kam. Mit dem neuen Chip und einem vergrößerten Akku soll sich auch die Batterielaufzeit verlängern. Das neue Betriebssystem iOS4 ermöglicht den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Programme. Als dritte Suchmaschine nach Google und Yahoo wird Microsofts Bing hinzugefügt.
Mit der Präsentation bestätigte sich auch, dass einem Apple- Programmierer vor einigen Wochen tatsächlich ein Prototyp des neuen Geräts abhandengekommen war. Deshalb kursierten schon lange vor der Produktvorstellung Bilder im Netz.
Der Technik-Blog Gizmodo hatte dem Mann, der das Gerät in einem Bierlokal gefunden hatte, den Prototyp kurzerhand abgekauft, ihn auseinander gebaut und dann seinen Informationsvorsprung weidlich ausgenutzt. Doch Jobs versteht in solchen Dingen keinen Spaß: Die Gizmodo-Mitarbeiter wurden kurzerhand von der Gästeliste des Entwicklerkongresses gestrichen.
Zum Auftakt überschüttete Jobs das Publikum mit Zahlen zum Tablet- Computer iPad, der sich in den ersten zwei Monaten zwei Millionen Mal verkaufte. So seien in dieser Zeit fünf Millionen elektronische Bücher für das Gerät abgesetzt worden - das bedeute einen Anteil von 22 Prozent am E-Book-Markt.
Mit der neuen Version der iBooks-Software werde man beim Lesen eines digitalen Buchs nahtlos zwischen iPhone, iPad oder iPod touch wechseln können. Die inzwischen 8500 Programme für das iPad seien bisher 35 Millionen Mal heruntergeladen worden, sagte Jobs.
Jobs kündigte für den 1. Juli den Start der Plattform iAds an, mit der kostenlose und niedrigpreisige Anwendungen für das iPhone finanziert werden können. Apple werde 60 Prozent der Werbeeinnahmen an die Programmentwickler ausschütten.
Apple hat mit dem iPhone in den vergangenen drei Jahren maßgeblich die Entwicklung des Handy-Marktes geprägt, vor allem bei den Smartphones, wie die Mischung aus Handy und Computer genannt wird. Der iPod- und Mac-Hersteller sieht sich jedoch einer immer stärkeren Konkurrenz des Internetkonzerns Google mit dessen Handy- Betriebssystem Android ausgesetzt. Marktführer bei den Smartphones ist derzeit noch der weltgrößte Handy-Hersteller Nokia, die Rivalen holen jedoch schnell auf. In den USA führt der kanadische Hersteller RIM mit seinen Blackberry-Modellen vor Apple, Microsoft und Google. (dpa)