Es gehe nicht um ihn, sagt Thomas Schaaf. Er sei nicht wichtig. Doch, es geht um ihn. Er ist wichtig. In keinem anderen Bundesliga-Klub der Republik ist der Cheftrainer so wichtig wie in Bremen. Nirgendwo ist seine Rolle zentraler, nirgendwo hat sein Wort mehr Gewicht. Als im vergangenen Herbst sein langjähriger Partner Klaus Allofs ging, hatte ihn die Klub-Leitung mit noch mehr Befugnissen ausgestattet.
Der besondere Bremer Weg, der vor allem darin besteht, entgegen den üblichen Mechanismen der Branche immer weiter am Trainer festzuhalten, ist längst in eine Sackgasse eingebogen. Sackgassen haben irgendwann keinen Ausgang mehr. Wer am Sonnabend den leblosen Auftritt von Schaafs Mannschaft gegen den VfL Wolfsburg miterlebt hat, kann von sich sagen: Ich war dabei, als das Ende kam.
Dabei geht es nicht um die tabellarische Konstellation, die weiterhin noch ein beträchtliches Polster zu den Abstiegsplätzen ausweist. Es geht um Schaafs Mannschaft, um ihren Zustand. Woche für Woche ist sie schlechter oder wenigstens fehlerhafter als ihr Gegner. Das 0:3 gegen Wolfsburg kam einem Offenbarungseid gleich.
Schaaf verneint, dass das schlechte Spiel seiner Profis irgendetwas mit seinen taktischen Vorgaben zu tun hat. Er verweist auf die Zweikämpfe, die nicht angenommen wurden. Mal unterstellt, dass er ein energisches Zweikampf-Verhalten angeordnet hatte, dann wäre jetzt die branchenübliche Frage angebracht: Erreicht er die Mannschaft noch?
Schaaf hat großartige Erfolge gefeiert mit Werder Bremen. Es wäre äußerst unfair, seine Verdienste jetzt infrage zu stellen. Den Absprung aber, den hat er verpasst. Sein letzter großer Erfolg liegt mittlerweile drei Jahre zurück, als Werder die Saison auf Rang drei abschloss und ein sechstes Mal im siebten Jahr in die Champions League einzog.
Drei Jahre ist lange her. Drei Jahre sind eine sehr lange Zeit im Hochleistungssport. Im Hochleistungssport zählt immer das Jetzt. Nie das Damals. Schaaf sagte am Sonnabend, er würde den Weg frei machen, wenn das gewünscht wird. Schade, dass er ihn nicht selbst frei macht.
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