Als sich vor zwei Wochen einige der weltbesten Pro-Gamer, also professionelle Computerspieler, zum sogenannten Dota-2-Event in Schanghai trafen, ging es um Preisgelder in Höhe von 34 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Bei den US Open, dem höchstdotierten Tennisturnier der Welt, werden bis übernächsten Sonntag 57 Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet. Beim CHIO in Aachen, dem wichtigsten Reitturnier Deutschlands, gibt es bei den verschiedenen Prüfungen 2,8 Millionen Euro zu verdienen.
Im E-Sport werden Millionen bewegt, und daran wollen viele mitverdienen. Unter anderem auch immer mehr Fußball-Bundesligisten. 22 Klubs aus der ersten und zweiten Liga haben Anfang des Jahres unter dem Dach der Deutschen Fußball-Liga an der Premieren-Saison der E-Sports-Bundesliga, der Club Championship, teilgenommen, darunter RB Leipzig, der FC Schalke 04, Bayer Leverkusen, Mönchengladbach und der VfB Stuttgart. Gespielt wurde Fifa 19, eine Fußballsimulation. Auch Werder war dabei – und wurde auf Anhieb Deutscher Meister.
Werder lässt sich sein Engagement etwas kosten. Zwei der besten deutschen Gamer – Michael Bittner und Mohammed Harkous – haben den Titel nach Bremen geholt. Harkous wurde gerade auch erst Weltmeister, er verlässt Werder nun, aber einen Nachfolger für ihn gibt es auch schon. Wie im richtigen Fußballgeschäft existiert auch im E-Sport ein Transfermarkt.
Ein Wachstumsmarkt
Überhaupt setzt sich die Professionalisierung auf allen Ebenen fort. Hertha BSC zum Beispiel hat eine E-Sport-Akademie gegründet. Es gibt eine Nationalmannschaft. Die besten Gamer der Welt verdienen Millionen im Jahr, solide Profizocker können sehr gut vom Spielen leben. Das Wirtschaftsunternehmen Deloitte geht davon aus, dass sich der Jahresumsatz der deutschen E-Sport-Szene bis 2020 auf 130 Millionen Euro erhöhen wird. E-Sport wäre damit in Dimensionen vorgestoßen, in denen sich die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) und die Basketball-Bundesliga bewegen.
Die Profivereine nutzen E-Sport als Marketing-Werkzeug. Sie setzen darauf, mit Hilfe von E-Sport jüngere Zielgruppen zu erreichen. League of Legends etwa spielen weltweit über 100 Millionen Menschen. Wer als Bundesligist beim E-Sport vorn dabei ist, schärft sein Profil: Er gilt als jung, innovativ und auf der Höhe der Zeit. Und wer ist das nicht gern.