Bremen. Vor dem Hoffenheim-Spiel hatte Hugo Almeida zuhause noch mit Töchterchen Matilde herumgetollt. Irgendwie muss die Kleine ihrem Papa dabei einen Schnuller in die Jackentasche geschmuggelt haben. Denn als Hugo Almeida nach der Partie zu später Stunde den Journalisten Rede und Antwort stand, plumpste mitten im Gespräch plötzlich ein Schnuller auf den Fußboden. Hugo Almeida lächelte verschmitzt, dann hob er den Schnuller auf und ließ ihn wieder in der Tasche verschwinden.
Wenn er als Glücksbringer gedacht war, hat der Schnuller seinen Zweck erfüllt. Hugo Almeida war am Dienstag einer der glücklichsten Menschen im Weserstadion. Er hatte mit einem wunderschönen Schuss in den Winkel nach einem tollen Sprint das Siegtor zum 2:1 geschossen. Und das obwohl 'zwei Zehen fast eingefroren waren', wie er erzählte. Denn über 70 Minuten lang hatte Hugo Almeida seine Füße nicht auf Betriebstemperatur bringen können, er saß nur auf der Ersatzbank. 'Und da war es sehr, sehr kalt.' Von den Temperaturen her, aber auch (oder vor allem) emotional.
Werder spielt mit Claudio Pizarro als einziger echter Spitze, da bleibt für Hugo Almeida im Moment nur die Rolle des Teilzeitarbeiters. Eigentlich schwer nachvollziehbar, wenn man Almeida am Dienstagabend erlebte. In den 20 Minuten, die er spielen durfte, schoss er ein Tor, rannte seinem Gegenspieler zweimal auf kürzester Distanz davon, behauptete viele Bälle. Die Fans feierten ihn mit 'Hugo, Hugo'-Sprechchören. Dies war der gute Almeida. Den schlechten Almeida gab es in dieser Saison auch schon. Den Almeida, der phlegmatisch wirkt, dem der Ball verspringt, der sich keine Chance erarbeitet.
'Ich will nicht schon wieder die Geschichte vom riesigen Talent erzählen', sagte Werder-Boss Klaus Allofs, 'aber im Prinzip ist es immer noch so: Hugo muss beständiger spielen.' Allofs predigt das seit Jahren. Hugo Almeida hat das nun verinnerlicht. Sagt er. 'Ich will spielen, und dafür trainiere ich hart.' Auf dass er Glücksbringer bald nicht mehr nötig hat.