Teile der Werder-Ultras werden das Bremer Auswärtsspiel gegen RB nicht boykottieren und haben sich dazu entschieden, Werder in Leipzig zu unterstützen.
In einem Schreiben hat sich das Bremer Fan-Bündnis aus den Ultra-Gruppierungen Infamous Youth, Caillera, L’Intesa Verde und UltrA-Team Bremen gegen einen Boykott des Auswärtsspiels von Werder bei RB Leipzig positioniert. Der Zusammenschluss kritisiert im Schreiben die „Nein zu RB“-Kampagne und fordert zu einem differenzierteren Umgang mit der Kommerzialisierung im Profifußball auf. So lasse die Protestaktion gegen den vom Getränkehersteller Red Bull gesponserten Klub außer Acht, dass „Fußball in einer kapitalistischen Gesellschaft logischerweise auf Profitmaximierung ausgerichtet ist – und das nicht nur in Leipzig, Hoffenheim oder Ingolstadt“.
Das Bündnis prangert dabei eine Doppelmoral in der generellen Beurteilung der Bundesliga-Klubs an und kritisiert die Einteilung in „Traditionsvereine“ und „Emporkömmlinge“, bezogen auf die Kommerzialisierung der Branche, als verkürzt. Die Werder-Ultras finden es falsch, „uns auf sogenannte Retortenvereine oder Plastikclubs, welche nur die Spitze des Eisbergs markieren, einzuschießen“.
Kein Aufruf alles hinzunehmen
Der Zusammenschluss des Bremer Anhangs betont, dass ihr Schreiben „kein Aufruf ist, alles hinzunehmen“. Man wisse beispielsweise zu schätzen, dass das Weserstadion noch seinen ursprünglichen Namen trage. Stattdessen kritisiere man vor allem „die Art der Kritik, welche nur einen Teil des Problems ins Auge nimmt“ und ausblende, in welchen gesellschaftlichen Strukturen Profifußball insgesamt stattfinde. Deswegen ergibt es für das Bündnis „keinen Sinn, RB zu boykottieren und dabei ernsthaft davon überzeugt zu sein, das Richtige zu tun“. Stattdessen rufen die Gruppierungen zu einer „allgemeinen Kritik am Kapitalismus“ auf.
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Fan-Boykotte gegen RB Leipzig gegeben. Zuletzt hatten Bündnisse von Dortmunder und Augsburger Fans ihre Mannschaft nicht in Leipzig unterstützt. Auch schon in der vergangenen Zweitliga-Saison war der Gäste-Block im Leipziger Stadion häufiger leer geblieben.