Bremen. Hinterher war es so, als habe Tim Wiese im Tor gestanden. Die Werder-Spieler liefen zu ihrem Torwart, klatschten ihn ab, bedankten sich für eine starke Leistung. Dann lief der Torwart in die Ostkurve, man reichte ihm ein Megafon, und der Torwart rief hinein. Der Torwart war diesmal aber gar nicht Tim Wiese, sondern er hieß Sebastian Mielitz.
In seinem erst zweiten Bundesligaspiel hatte der 20-Jährige eine Leistung abgeliefert, die Werders Nummer eins, Tim Wiese, kaum hätte toppen können - Megafon-Auftritt inklusive. Und so prasselte das Lob nachher nur so auf Werders Drittliga-Torwart hernieder.
'Das war sehr gut', fand Werder-Boss Klaus Allofs. Stellvertretend für die Mannschaftskollegen fand Doppeltorschütze Per Mertesacker die passenden Worte: 'Es war wichtig für uns, dass er sofort funktioniert hat.' In diesem Satz steckten Wahrheit und Spielanalyse zugleich. Denn obwohl Gegner Nürnberg als Abstiegskandidat ins Weserstadion gekommen war, hätte eine nur durchschnittliche Torwartleistung nicht zu drei Punkten für Werder gereicht.
Normalerweise genießen während des Spiels nur Torschützen sowie Ein- und Auswechselspieler das Privileg, vom Stadionsprecher beim Namen genannt zu werden. Doch als Sebastian Mielitz nach 29 Minuten einen Kopfball von Andreas Wolf mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte, forderte Stadionsprecher Christian Stoll Szenenapplaus 'für unseren Sebastian Mielitz' ein. Es war eine rührige Geste, als Rückenstärkung gemeint, aber im Prinzip gar nicht nötig. Denn Mielitz fühlte sich von Beginn an sicher ('Die Nervosität war beim Anpfiff verflogen.'). Er reagierte auch später noch mehrfach ausgezeichnet. Tim Borowski war vor allem die Flugparade gegen einen 35-Meter-Schuss von Wolf (83.) in Erinnerung geblieben. 'Er liegt da 180 Grad in der Luft und zaubert den Ball aus dem Winkel. Ein guter Typ.' Fanden hinterher alle.