Das Bremer Fußballpublikum gilt als sehr wohlwollend, wenn es um Werder geht. Selbst im schlimmsten Abstiegskampf durfte die Mannschaft in der vergangenen Saison oft noch mit Applaus rechnen. Für einen Spieler galt das schon am ersten Spieltag der neuen Saison nicht mehr: Yuya Osako. Als nach der Halbzeitpause im Heimspiel gegen Hertha BSC (Endstand: 1:4) bekannt gegeben wurde, dass der Japaner durch Leo Bittencourt ersetzt wird, brandete für diese Auswechslung der lauteste Applaus des Tages durchs Weserstadion.
Nun kann man es zwar für unfair erachten, dass ein Spieler fast schon hämisch verabschiedet wird. Dorch bei Osako gilt: Er kann dem Bremer Publikum nur dankbar sein, so viele Monate, fast schon Jahre immer wieder Unterstützung erfahren zu haben - denn er hat das höchst selten durch eine akzeptable Leistung zurückgezahlt. Was Osako in der ersten Halbzeit gegen Hertha BSC anbot, war eine Zusammenfassung von all dem, was Werder in dieser neuen Saison nicht mehr zeigen möchte. Schlampige Abspiele, körperlose Zweikampfführung, liegen bleiben statt schnell weiterzuspielen (außer bei seiner Nackenverletzung natürlich), eine völlig desinteressierte Körpersprache. Was die Zuschauer aufregte, kommt auch bei den Mitspielern immer schlechter an.
Es schien schon besser zu werden
Dabei schien Osako auf einem guten Weg: Zum Ende der abgelaufenen Saison zeigte er gute Spiele, vor allem an der Seite von Niclas Füllkrug, mit dem er auf dem Feld gut harmoniert und der viele Defizite des Japaners durch sein körperbetontes Spiel ausgleicht. Von daher überraschte es nicht, dass Kohfeldt den Offensivspieler – der als sein Lieblingsspieler gilt – trotz einer mittelmäßigen Saisonvorbereitung wieder in der Startelf brachte. Doch zu Wahrheit gehört auch: Osako ist einer der Spieler, die ihrem Trainer einen solchen Vertrauensvorschuss in großer Regelmäßigkeit nicht zurückzahlen.
Manager Frank Baumann verkniff sich eine Einzelkritik, sagte aber auf Nachfrage zu Osakos Leistung: „Ich bin keiner, der einzelne Spieler kritisiert oder herauspickt. Wir haben als Mannschaft insgesamt nicht gut gespielt, da braucht man nicht einzelne Spieler stärker in die Pflicht nehmen. Es sind alle gefordert, da gehört Yuya Osako genauso dazu wie die anderen Spieler auch.“ Auch Kohfeldt stellte sich, wie er es bei seinen Spielern immer tut, schützend vor Osako: „Wir haben es als Mannschaft nicht geschafft. Das sollte man nicht an einzelnen festmachen.“
Dem Trainer ist aber auch bewusst, dass er selbst wieder Vertrauen bei den Fans zurückgewinnen muss. Es könnte sein, dass sein Umgang mit der Personalie Osako dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen wird.
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