Vier Minuten genügten, dann hatte der Joker gestochen. Nach exakt einer Stunde war Mitchell Weiser von Ole Werner aufs Feld geschickt worden, in Windeseile bedankte sich der Flügelspieler für die Hereinnahme und erzielte für den SV Werder Bremen das 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg (64.). Und das war auch dringend nötig, denn nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es erstmals weder Niclas Füllkrug noch Marvin Ducksch, einen Treffer für die Grün-Weißen zu erzielen. Zuletzt hatte es das im vergangenen Oktober gegeben. Da das Sturmduo sonst regelmäßig liefert, ist der jetzige Weiser-Treffer fast schon einer mit Seltenheitswert. Der bis dato letzte Werder-Profi, der überhaupt über ein eigenes Tor jubelte und nicht Ducksch oder Füllkrug hieß, war Anthony Jung Anfang Februar gegen Karlsruhe. Und nun eben Mitchell Weiser – wobei dieser genau wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte.
„Es war ein überragender Ball von Marco und dann treffe ich ihn zum Glück so, dass er genau über die Linie geht“, sagte der 27-Jährige später gegenüber Werder.TV. In der Tat hatte besagter Marco Friedl enormen Anteil am Ausgleich. Der Innenverteidiger hatte kurz das Tempo angezogen, sich ein paar Meter Luft verschafft und dann mit einem einzigen Steilpass in die Spitze sechs Nürnberger überspielt und so die Abwehr ausgehebelt. „Ich habe Mitch gesehen, ich weiß, wie seine Laufwege sind, die Lücke war offen“, erklärte der Österreicher. „Er stand zum Glück super, sodass der Pass ankam und er das Tor eiskalt macht.“
Für Weiser war es der zweite Treffer in dieser Saison, die Leihgabe von Bayer Leverkusen hatte zuvor in der Hinrunde gegen Ingolstadt sehenswert nach einem Solo eingenetzt. Danach erlebte er einige unruhige Zeiten, musste als ungeimpfter Spieler und Kontaktperson häufig in Quarantäne, wenn es einen Corona-Fall im Team gab. Später infizierte er sich selbst zweimal. Spielrhythmus? Fehlanzeige. So hatte er lange das Nachsehen gegenüber Konkurrent Felix Agu – ehe sich dieser am Knie verletzte und plötzlich Weiser die Chance ergriff. Solange, bis eine eigene Muskelverletzung für den nächsten Rückschlag sorgte. Doch die Blessur ist inzwischen auskuriert, Weiser und Agu haben ihr Duell um einen Platz in der Startelf wieder aufgenommen. Gegen Nürnberg hatte Letzterer den Vorzug erhalten, doch Weisers großer Auftritt sollte trotzdem noch kommen. Weil Chefcoach Ole Werner ein goldenes Händchen bewies. „Mitch ist jemand, der immer wieder vorne im Strafraum präsent ist und gute Laufwege hat. Wir haben uns von ihm natürlich vor allem Torgefährlichkeit erhofft und auf seine Fähigkeit, Dinge von außen vorzubereiten, gesetzt“, erläuterte der 33-Jährige später. „Er hat das nach seiner Einwechslung richtig gut gemacht.“
Werder: Weiser winkt Startelfplatz
Gut möglich also, dass Mitchell Weiser am kommenden Samstag im Topspiel bei Tabellenführer FC Schalke 04 (13.30 Uhr) wieder in die Startformation zurückkehrt. Ihm selbst wäre es eigentlich auch am liebsten, wenn Joker-Tore wie seines gar nicht erst vonnöten sind. „Wir müssen zusehen, dass wir auch mal das Heft von Beginn an in die Hand nehmen, dann wird das Spiel für uns auch einfacher", betonte er. „Ich glaube fest daran, dass wir gleich unser Spiel bringen können, ohne einem Rückstand hinterherzulaufen. Trotzdem Kompliment an die Mannschaft. Auch wenn wir zurückliegen – und das war ja jetzt ein paar Mal der Fall –, ist das Engagement bemerkenswert." Dank Weisers Blitz-Treffer reichte es auch noch zu einer kleinen Belohnung.
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