Werder trägt in dieser Saison einen kleinen, aber nicht unerheblichen Rucksack mit sich herum. Nicht nur die Punkte haben in der Hinrunde gefehlt, auch die Tore. Das hat dazu geführt, dass die Bremer trotz einer bislang guten Rückserie noch immer den drittschlechtesten Wert in der Liga aufweisen. Die eigenen 24 Treffer werden lediglich vom VfB Stuttgart (23) und Hamburger SV (18) unterboten. Die Gründe dafür sind vielfältig, in Sachen Treffsicherheit könnte sich Werder jetzt aber Hilfe von jemandem holen, der in der Vergangenheit hinlänglich bewiesen hat, wie man den Ball im Ziel unterbringt: Ivan Klasnic.
„Also, wenn Baumi (Sportchef Frank Baumann, Anm. d. Red.) möchte, dann spiele ich noch einmal ein Jahr“, sagte Klasnic, der sich während seiner aktiven Laufbahn den Beinamen „Killer“ verdiente, lachend im Gespräch mit MEIN WERDER. Seinen einleitenden Scherz schob er sofort beiseite, um dann ganz sachlich ein nicht weniger reizvolles Angebot zu unterbreiten. „Es gibt überall einen Torwarttrainer“, erklärte er. „Warum gibt es noch keine Stürmertrainer? Ich habe Frank schon angeboten, dass ich das mache.“ Ob im Jugendbereich der Bremer oder dann eben doch bei den Profis – der 38-Jährige würde sich gern in den Dienst des Klubs stellen.
Ivan Klasnic hat Werder einst zum Double 2004 geschossen und auch sonst viel auf dem grünen Rasen erlebt. Das Selbstbewusstsein von damals hat er nicht eingebüßt. Im Gegenteil. Für den Angreifer steht es außer Frage, warum ausgerechnet er der richtige Mann für diese Aufgabe wäre. „In der Box oder beim Abschluss würde ich mich unter den besten Zehn in der gesamten Welt sehen – egal, ob da jetzt ein Ronaldo dabei ist oder nicht“, betonte Klasnic. „Ich wusste immer, wo das Tor steht. Auch aus keiner Chance habe ich immer eine Chance gemacht. Das könnte ich halt weitergeben.“
Der klassische Mittelstürmer, er gehört im internationalen Fußball fast schon zu einer vom Aussterben bedrohten Spezies. Zwar gibt es noch Topkicker wie Robert Lewandowski, Gonzalo Higuain oder Karim Benzema, die dem typischen Ideal bestens entsprechen, viele Vereine setzen aber längst auch auf andere Qualitäten. In ihren Systemen werden mal spiel- oder sprintstarke Akteure benötigt, bevorzugt dürfen sie auch gern beide Aspekte vereinen. Wenn sie zudem noch außerhalb des Strafraums brauchbar sind, hüpft das Managerherz fast schon von allein. Das macht es nicht einfach für einen Mittelstürmer. Ivan Klasnic meint dennoch: „Also, wenn ich jetzt zehn Jahre jünger wäre, dann hätte ich mir einen Verein in Europa aussuchen können.“
Kritik an der Transferpolitik
Werder verzichtet aktuell bekanntlich ebenfalls auf eine zentrale Figur in der Spitze. Max Kruse ist mehr Wegbereiter und Dauerläufer, Spieler wie Aron Johannsson oder Ishak Belfodil werden auf den Außenbahnen eingesetzt – oder verstehen sich wie im Falle des Algeriers ohnehin als Zehner. Auch aufgrund dieser taktischen Vorgaben hat es beispielsweise ein Talent wie Johannes Eggestein an der Weser schwer, den Schritt in die Bundesliga zu schaffen. Florian Kohfeldt hält den 19-Jährigen nachweislich für einen starken Strafraumspieler, einen Platz hat er im Moment jedoch nicht für ihn.
Und dann kam zuletzt auch noch Milot Rashica als vermeintlicher Ersatz für Fin Bartels, sitzt nun jedoch zumeist auf der Bank. Dieser Umstand hat zumindest bei Ivan Klasnic für Erstaunen gesorgt. „Wenn du sieben Millionen Euro für einen Spieler wie ihn ausgibst, dann musst du dir doch auch sicher sein, dass er dir sofort hilft“, sagte der Ex-Profi. „Natürlich ist eine derartige Summe inzwischen im Fußball nicht mehr viel, aber für Werder ist das enorm viel Geld. Da hätte man auch zwei Spieler holen können. Oder drei.“ Klasnic wolle Rashica in keinem Fall sein Können absprechen, betonte aber: „Wenn ich Trainer oder Manager wäre und einen Spieler für diesen Betrag hole, dann muss er erst einmal eine Chance bekommen und ein paar Spiele spielen.“
Sollte ein neuer Stürmer wie Rashica dann eben nicht treffen, könnte ein zusätzlicher Coach helfen, glaubt Klasnic. Einer wie er eben. „Frank Baumann wollte es mal intern ansprechen, da weiß ich nicht, ob er das schon getan hat“, sagte der 41-fache kroatische Nationalspieler. „Er weiß, dass ich Werder viel zu verdanken habe, immer Werderaner bleibe und das daher gerne anbiete.“