Die Werder-Ultras werden das Spiel ihrer Mannschaft gegen RB Leipzig am Sonntag nicht boykottieren. Wie klug, meint unser Redakteur Thorsten Waterkamp im Kommentar. Denn damit zeigten sie Köpfchen.
Es ist zwei Monate her, dass der Protest gegen RB Leipzig eine unappetitliche Wendung nahm. Fans von Dynamo Dresden warfen einen abgetrennten Bullenschädel in die Arena, was durchaus aussagekräftig, aber auch selten dämlich war. Den Adressaten immerhin dürfte eine böse Ahnung befallen haben, was da noch so alles kommen könnte in seiner ersten Bundesligasaison.
Die erste Antwort gaben die Fans der Heimgegner Dortmund und Augsburg: Sie kamen nicht. RB Leipzig, gepäppelt mit den Millionen des Getränkeriesen Red Bull, gilt Traditionsnostalgikern als Verrat an den Werten des Fußballs. Werders Ultras boykottieren an diesem Sonntag die Partie ihrer Mannschaft in Leipzig nicht. In einem Kommuniqué haben sie ihre Entscheidung klug begründet. Verkürzt heißt es dort: Warum sollten sie die Kommerzialisierung Leipzigs verteufeln, wenn Werder nach denselben wirtschaftlichen Regeln spielt? Die Kurve beweist Köpfchen.
Das Sportbusiness Bundesliga wird nun mal betrieben von Unternehmen, nicht von Vereinen. Auch Werder ist eine Firma, eine GmbH & Co. KG auf Aktien. Qua Rechtsform gibt es zwar noch vier „eingetragene Vereine“ in der Liga – dass dazu aber auch die mit Millionen um sich werfenden Schalker und Leipziger zählen, entlarvt das Geschrei um bedrohte Fußballtraditionen als absurd. Die Ironie an der Geschichte ist, dass das ausgerechnet Ultras erklären müssen.