Werder gibt die Verpflichtung von Thanos Petsos für den Sommer bekannt. Der Grieche kommt ablösefrei von Rapid Wien. Dagegen will Werder den US-Amerikaner Jordan Morris sofort.
Es tut sich also doch was bei Werder in diesem Winter – und es wird sich noch mehr tun. Denn auch der US-Amerikaner Jordan Morris, der an diesem Montag zum Probetraining angekommen ist, steht kurz vor der Unterschrift unter einem Profivertrag bei Werder Bremen. Und auch die Verpflichtung des ungarischen Jung-Nationalspielers Laszlo Kleinheisler, der am Mittwoch nach Belek zum Vorspielen kommt, ist für die in knapp zwei Wochen beginnende Bundesliga-Rückrunde plötzlich denkbar. „Wir lassen doch keinen Spieler hierher nach Belek kommen, nur um uns mal ein Bild zu machen“, sagt Thomas Eichin und lässt damit durchblicken, was möglich ist.
Petsos indes brauchte nicht nach Belek zu kommen, es war eigentlich auch nicht vorgesehen, den Wechsel schon jetzt bekanntzugeben. Allerdings war der Transfer längst kein Geheimnis, weshalb die Bremer am Montagvormittag in die Offensive gingen und ihrerseits die Vereinbarung mit dem neuen Mann publik machten. Nach WESER-KURIER-Informationen gilt das Papier für die erste und für die zweite Liga. Und zwar bis zum Jahr 2019.
„Schlüsselspieler bei Rapid“
Für den aktuellen Abstiegskampf allerdings war Thanos Petsos nicht bei Rapid Wien loszueisen, auch wenn sie bei Werder über diese Option eines Transfers schon im Winter kurz nachgedacht haben. Wie bitter nötig solche Gedanken sind, zeigt die neuerliche Verletzung von Philipp Bargfrede – seine Anfälligkeit ist im Wortsinn die Achillesferse der Bremer Defensive. Petsos selbst gilt zwar als Defensivallrounder, hat sich aber bei seinen drei Jahren in Wien einen Namen speziell als Sechser vor der Abwehr gemacht, also auf der Bargfrede-Position.
Der gebürtige Düsseldorfer stammt ursprünglich aus der Jugend von Bayer Leverkusen, wurde als Profi zunächst an den 1. FC Kaiserslautern verliehen und 2012 an die gerade in die Bundesliga aufgestiegenen SpVgg Greuther Fürth verkauft. Sportlicher Leiter dort: der heutige Bremer Sportdirektor Rouven Schröder. „Ein technisch versierter und schneller Spieler“ sei Petsos, sagt Schröder. In Fürth habe er nur ein Problem gehabt: Er habe defensiv alles spielen können – und deshalb auch müssen. Eine denkbar ungünstige Voraussetzung, um an eine Stammposition zu kommen.
Bei Rapid Wien aber fand der 24-Jährige seine Rolle im defensiven Mittelfeld. „Er ist der Schlüsselspieler in dieser Mannschaft“, hat Schröder beobachtet, während Kollege Eichin glaubt: „Er kann bei uns eine verantwortungsvolle Rolle spielen. Das sind Spieler, die ich brauche. Spieler, die den nächsten Schritt machen wollen.“ Deshalb will Eichin auch den Deal mit Jordan Morris unter Dach und Fach bringen, und zwar noch in dieser Transferperiode: „Wir müssen noch ein paar Sachen abchecken, Ausbildungsentschädigung und so. Unsere Hausaufgaben haben wir schon gemacht.“ Und mit dem Beuteschema ist es bei dem vertragslosen Amerikaner sowieso kein Thema.
Für den zweiten Trainingsgast, den die Bremer in Belek erwarten, gilt das mit Abstrichen auch. Laszlo Kleinheislers Vertrag beim ungarischen Meister Videoton FC läuft im Sommer aus, dann wäre er ablösefrei. Allerdings ist der 21-Jährige bei Videoton zur zweiten Mannschaft abgeschoben worden, eben weil er nicht bleiben will – weshalb sich Eichin offenbar Hoffnungen macht, Kleinheisler für kleines Geld bekommen zu können. Das Portemonnaie öffnen müsse er doch wohl, wurde er am Montag gefragt, woraufhin Eichin breit grinste und antwortete: „Warten wir mal ab. So ein großes Portemonnaie habe ich ja nicht.“ Die nach außen überraschend wirkende Entwicklung zeigt, dass Werder sehr wohl über Kaderergänzungen im Winter nachgedacht hat. Die nötigen finanziellen Mittel in überschaubarer Höhe würden auch zur Verfügung stehen, hatte Aufsichtsratschef Marco Bode in Belek angedeutet.
"Keine Billiglösung"
Ein Petsos-Wechsel im Winter jedoch hätte diesen Rahmen wohl gesprengt: „Wenn er einen Vertrag gehabt hätte, hätte er drei Millionen gekostet – das macht für uns dann keinen Sinn“, erklärte Eichin, wo die Grenzen der Handlungsfähigkeit liegen. Nämlich weit unter dem Niveau, das den Bremern vor einem Jahr noch einen Vestergaard-Transfer für geschätzte 2,5 Millionen Euro gestattete: So etwas, sagt Eichin, „können wir ausschließen“. Er hat für Petsos deshalb die billigere Lösung im Sommer gewählt – und betont, um Missverständnissen vorzubeugen: „Ich sehe den Spieler nicht als Billiglösung.“
Werders Manager weiß um die Beschränkungen, denen er sich unterwerfen muss. Und er hat gelernt. Transfers aus reinem „Aktionismus, wenn du nicht alles richtig gecheckt hast – das machen wir nicht. Das ist mir jetzt einmal passiert, das passiert mir nicht noch mal“. Er spielt damit auf die Verpflichtung von Ludovic Obraniak an, den er 2014 für geschätzte zwei Millionen Euro von Girondins Bordeaux nach Bremen geholt hatte.
Obraniak, das stellte sich rasch heraus, war überfordert – angesichts der schwindsüchtigen Werder-Kasse ein teurer Irrtum. Das heutige Beuteschema lässt keine Irrtümer mehr zu, sondern nur noch, wie Eichin sie gerne nennt, „kreative Transfers“. So einer ist der von Jordan Morris, „wo keiner wirklich weiß, wohin die Reise geht“. Eichin sieht darin eine Chance.