Niclas Füllkrug und Mitchell Weiser gehen mit jeweils vier Gelben Karten in Werder Bremens Heimspiel gegen den FC Schalke 04 – heißt: Bei einer weiteren Verwarnung wären sie für die folgende Partie beim Rekordmeister FC Bayern München gesperrt. Es ist eine Ausgangslage, die für Werder sportlich brisant ist, schließlich zählen Füllkrug und Weiser zu den unverzichtbaren Leistungsträgern des Teams. Und es ist eine Ausgangslage, die Erinnerungen weckt. Vor sechseinhalb Jahren hatte es in Bremen einen nahezu identischen Fall vor einem Spiel in München gegeben. In den Hauptrollen damals: Zlatko Junuzovic und Clemens Fritz, die das Bayern-Spiel letztlich gesperrt verpassten, was für eine bundesweite Debatte sorgen und den beiden Profis jede Menge Ärger einbringen sollte.
Während des Heimspiels gegen Hannover 96 (4:1) hatte sich im März 2016 erst Fritz (in der 69. Minute wegen eines Fouls) und später dann auch Junuzovic (in der 85. Minute wegen Spielverzögerung) eine Gelbe Karte eingehandelt. Weil es für Fritz bereits die zehnte der Saison und für Junuzovic die fünfte war, stand fest: Beide würden das Duell in München gesperrt verpassen. So weit, so unspektakulär. Hätte Junuzovic nach dem Hannover-Spiel vor den TV-Kameras nicht etwas zu freimütig geplaudert. Mit dem Mikrofon in der Hand verriet der Österreicher, dass er sich die Verwarnung absichtlich abgeholt hatte, um die Sperre im sportlich ohnehin so gut wie aussichtslosen Spiel bei den Bayern absitzen zu können: "Es war abgesprochen, das gebe ich zu." Ein Satz, der in Fußball-Deutschland umgehend für große Diskussionen sorgte – und der auch Clemens Fritz in Bedrängnis brachte. "Weil ich auch eine Gelbe Karte gesehen hatte, saß ich mit drin in diesem Boot", blickt Werders heutiger Leiter Profifußball zurück – und stellt klar: "Absicht war es bei mir aber nicht."
Clemens Fritz: "Nicht so viel über die Gelben Karten nachdenken"
Gemeinsam mit Junuzovic musste sich Fritz damals den Vorwurf der Unsportlichkeit gefallen lassen, am Ende landete der Fall sogar vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes, wo beide Profis einräumten, ihre Verwarnungen absichtlich provoziert zu haben. Junuzovic hatte das kurz nach dem Hannover-Spiel ja ohnehin schon getan. Auch Fritz, der heute seine Unschuld beteuert, schloss sich damals an – womöglich aus taktischen Gründen, um nicht eine noch höhere Sperre zu riskieren. Schließlich hatte damals im Raum gestanden, dass der DFB ein Exempel an den beiden Werder-Spielern statuieren könnte, wozu es letztlich nicht kam. Es blieb beim einen Spiel Sperre für Fritz und Junuzovic, die allerdings eine Geldstrafe in Höhe von je 20.000 Euro zahlen mussten.
"Für mich ist das Vergangenheit", sagt Fritz heute über die teuerste Gelbe Karte seines Lebens – und rät den gelb-vorbelasteten Niclas Füllkrug und Mitchell Weiser: "Sie sollen gegen Schalke beide einfach ihr Spiel durchziehen und nicht so viel über die Gelben Karten nachdenken."