80.000 Menschen werden am Sonnabend in Dortmund im Stadion sein. Dann kämpft Werder bei Borussia Dortmund um seine letzte kleine Chance auf die Europa League. Alles wird Schwarz-Gelb sein. Alles bereit für den großen Klopp-Abschied. „Das wird der Wahnsinn“, sagt Michael Zetterer. Der 20-Jährige sitzt dann als Werders zweiter Torwart auf der Ersatzbank. Jetzt sitzt er in einer Loge im Weserstadion, neben ihm Levin Öztunali. Levin Öztunali hat sogar gute Chancen, am Sonnabend in Dortmund auf dem Platz zu stehen. Ein großer Fußballtag wird das für beide, so oder so.
Das AMI-Stadium in Christchurch. Es fasst 40.000 Plätze und ist wie das Dortmunder Stadion eine moderne Arena. Aber es steht in Neuseeland und nicht im Ruhrgebiet, wo man den Herzschlag des Fußballs angeblich besonders stark spürt. In Neuseeland ist Rugby Nationalsport, der Fußball kommt hier allenfalls als Gast mal auf einen Kurzbesuch vorbei. Wie demnächst ab dem 1. Juni. Dann spielen Michael Zetterer und Levin Öztunali mit der deutschen U 20-Nationalmannschaft in Neuseeland um die Weltmeisterschaft. „Das ist eine Ehre“, sagt Levin Öztunali.
Eigentlich hätten sie im Anschluss an das Dortmund-Spiel zu dritt nach Neuseeland fliegen können. Doch Teamkollege Davie Selke hat verzichtet. Oder soll man besser sagen: Er muss verzichten, weil sein neuer Klub, RB Leipzig, ihn für die Vorbereitung auf die neue Zweitliga-Saison einfordert. Ob er was verpasst? Michael Zetterer und Levin Öztunali zucken mit den Schultern. Sie vermuten es, ja, aber so genau wissen sie selbst nicht, was sie am anderen Ende der Welt erwartet.
Das fängt schon bei den Gegnern an. Zuerst Fidschi (1. Juni), dann Usbekistan (4. Juni), schließlich Honduras (7. Juni) zum Ende der Gruppenphase. „Keine Ahnung, wie stark sie sind“, sagt Öztunali, „aber da sie sich für diese Weltmeisterschaft qualifiziert haben, gehören sie ja zumindest auf ihrem Kontinent zu den Besten.“ So wie die deutsche U 20 in Europa.
Die DFB-Auswahl, betreut vom Chef der deutschen Trainerausbildung, Frank Wormuth, ist eine Ansammlung von Hochbegabten. Marc Stendera, 19, ist Stammspieler bei Eintracht Frankfurt. Der Bremer Julian Brandt, 19, ist der große Aufsteiger bei Bayer Leverkusen. Der Abwehrspieler Marc-Oliver Kempf, 20, ist beim SC Freiburg auf eine ganze Reihe an Einsätzen gekommen. Insgesamt sechs Erstligaprofis, vier Spieler aus der zweiten Liga sowie Dritt- und Viertliga-Talente bilden den 21-köpfigen Kader.

Kandidat fürs Tor: Michael Zetterer.
Levin Öztunali ist, wenn es so etwas gibt, ein Führungsspieler. Frank Wormuth wird ihn sehr offensiv einsetzen, zentral auf der Zehn oder als Außenstürmer, rechts wie links. Levin Öztunali ist dabei, sich in der Bundesliga durchzusetzen, in 15 von 16 Rückrundenspielen hat Viktor Skripnik ihn eingesetzt. Öztunali war auch Teil der U 19-Auswahl, die im Vorjahr – mit dem Torschützenkönig Davie Selke – Europameister in Ungarn wurde. Für einen 19-Jährigen ist das eine sehr anständige Bilanz.
Michael Zetterer will auch einmal in der Bundesliga spielen. Deshalb hat er im Winter seinen Platz als Stammtorwart des Drittligisten SpVgg Unterhaching gegen einen Profivertrag bei Werder eingetauscht. Gut vier Monate und sieben Einsätze in der Regionalliga später ist er nach der Verletzung von Raphael Wolf in den Bundesliga-Kader aufgerückt. „Ich hatte nicht erwartet, dass es so schnell geht“, sagt er. Für die WM rechnet er sich gute Einsatzchancen aus, der Trainer hat sich noch auf keine Nummer 1 festgelegt. Daniel Mesenhöler vom 1. FC Köln und Marvin Schwäbe von 1899 Hoffenheim sind seine Konkurrenten. Drei U 20-Länderspiele hat Zetterer gemacht. Er ist gern dabei. „Frühere Spiele mit dem DFB haben mir geholfen, dass auch Werder auf mich aufmerksam geworden ist.“

Für Österreich dabei: Florian Grillitsch.
Selbst wenn die Stadien in Neuseeland nicht ausverkauft sein werden, die Fußballwelt nimmt trotzdem Notiz von dem Ereignis. Talentsucher aus aller Herren Länder werden dort sein. Leo Messi oder Sergio Agüero, Luis Figo oder Rui Costa – sie haben bei früheren U 20-Turnieren Erfolge gefeiert. Mindestens ins Halbfinale will die deutsche Mannschaft kommen, so hat es ihr Trainer gesagt. Levin Öztunali sagt: „Wir fahren da nicht hin, um uns nach der Vorrunde zu verabschieden. Wir werden alles dafür tun, Weltmeister zu werden.“
Florian Grillitsch macht das Bremer Trio bei der U20-WM komplett. Der Offensivmann aus Werders Regionalliga-Mannschaft spielt allerdings nicht für das DFB-Team, sondern für Österreich. Grillitsch, 19 und mit einem Vertrag bis 2016 ausgestattet, hat für Werders Reserve in 26 Spielen neun Tore geschossen und sechs vorgelegt. Er trifft mit Team Austria in der Vorrunde auf Ghana, Panama und Argentinien. Das dürften deutlich anspruchsvollere Aufgaben sein, als sie die deutsche Auswahl hat.
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