Der Text auf der Verpackung, wie sollte es auch anders sein, überschlägt sich förmlich vor Begeisterung und Superlativen. Schließlich sollten möglichst viele Videospielfreunde Mitte der 1990er-Jahre das Gefühl bekommen, dass sie hier etwas ganz Großes in den Händen halten – nämlich den offiziellen „Willi Lemke Fußballmanager“, wahlweise erhältlich auf CD-ROM oder 3,5-Diskette.
„Erstklassige Managementmöglichkeiten“ und „Action auf dem Spielfeld“ verspricht die Simulation des Entwicklerstudios „Anco Games“. Überschrieben ist all das mit dem wenig zurückhaltenden Slogan „Glorreiche Zeiten brechen an“.
Der Clou des Spiels: Die Nutzer können sowohl als Manager über das Schicksal ihres Vereins entscheiden, Transfers einfädeln und das Stadion ausbauen – und parallel dazu als spielender Vereinsboss auch noch Tore schießen. Was einen Anruf bei Werder Bremens Ex-Manager Willi Lemke im Winter 2022 freilich unausweichlich macht – Einstiegsfrage: Wie viele Stunden haben Sie damals mit „Willi Lemkes Fußballmanager“ vor dem Monitor verbracht?
Zunächst kommt ein Lachen durch die Leitung, herzlich, denn Lemke weiß natürlich sofort, worum es geht. Um dieses Projekt von vor knapp 30 Jahren, das mit einer Anfrage begann. „Die wollten mein Foto und meinen Namen benutzen. Im ersten Moment wusste ich gar nicht, was das soll“, blickt Lemke zurück, „ich hatte ja null Ahnung von so was“. Das Angebot des Spielestudios sei dann aber so attraktiv gewesen, „dass ich schlecht nein sagen konnte“.
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In einem Werbefilm, den es inzwischen auf Youtube zu finden gibt, preist Lemke „sein“ Spiel damals an. „Ich bin Willi Lemke, Fußballmanager von Werder Bremen. Ein ganz, ganz harter Job“, sagt er, im Weserstadion sitzend – und mit einer Krawatte um den Hals, die eigentlich einen eigenen Artikel verdient hätte. Ein andermal.
Zum großen Verkaufsschlager wird das Spiel damals zwar nicht, ja Lemke hat sogar Mühe, „die 20 bis 30 Exemplare, die mir zur Verfügung gestellt wurden“, an den Mann zu bringen. Einen festen Platz in Werders Vereinsarchiv nimmt „Willi Lemkes Fußballmanager“ aber bis heute ein. Was uns abschließend zurück zur Einstiegsfrage führt. Also, Herr Lemke, wie viele Tage und Nächte haben Sie nun damals durchgezockt?
Die Antwort, amüsant und aufrichtig vorgetragen: „Ich habe das Spiel gar nicht gespielt. Um Gottes willen! Ich wusste damals doch nicht mal, wie ich das richtig bedienen sollte.“