Werder Bremen Pizarros Zukunft ist nur bis Sommer geklärt

Bremen. Werders Aufschwung hat viel mit der guten Gesundheit von Claudio Pizarro zu tun. Kein Wunder, dass sich die Fans in Bremen die bange Frage stellen: Wie lange wird er das noch tun? Thomas Schaaf legt "Piza" jedenfalls weitere Jahre ans Herz.
27.09.2011, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Pizarros Zukunft ist nur bis Sommer geklärt
Von Marc Hagedorn

Bremen. So einen trainingsfreien Tag wie am Montag weiß Claudio Pizarro inzwischen sehr zu schätzen. In jungen Jahren war ein Tag ohne Fußball ein verlorener Tag für den Peruaner. Heute geht es gut auch mal ohne Ball, und das nicht nur, weil er dann mehr Zeit für seine Frau und die drei Kinder hat. Heute genießt Claudio Pizarro Pausen vom Mannschaftstraining, damit der Körper zu seinem Recht kommt. Es gibt keinen Teamkollegen, der ihn im Training in Zweikämpfe verwickelt. Es gibt keinen Muskel, der vor lauter Dauerbelastung streikt. Claudio Pizarro hat Ruhe.

Ruhe ist wichtig für einen Spieler wie ihn. Claudio Pizarro ist 32 Jahre alt, und für einen Stürmer ist das in Zeiten, wo die neuen Stars heute 19, 20 oder 21 Jahre jung sind, sehr, sehr alt. Auch objektiv betrachtet ist Pizarros Körper nach inzwischen mehr als 15 Profijahren nicht mehr der alte. Besonders deutlich bekamen dies der Spieler und sein Klub in der vergangenen Saison vorgeführt, als fünf Muskelverletzungen dafür sorgten, dass Claudio Pizarro fast die Hälfte aller Bundesligaspiele verpasste. Werders Krise hing damals auch mit Pizarros Verletzungen zusammen.

Umgekehrt hat Werders aktueller Aufschwung ganz viel damit zu tun, dass Claudio Pizarro gesund ist. Ein paar Zahlen machen das schnell deutlich: Pizarro hat in dieser Saison fünf Tore in sechs Spielen geschossen. An den letzten sechs Werder-Treffern war er beteiligt, sein Doppelpack gegen den HSV sicherte den Bremern genauso drei Punkte wie sein Doppelpack am Sonntag gegen die Hertha. Kein Wunder, dass hinterher von Werders "Lebensversicherung" (Kapitän Clemens Fritz) die Rede war.

In Bremen ist Pizarro so unangreifbar und alles überstrahlend, dass Werder-Boss Klaus Allofs am Sonntag auf die Frage nach Pizarros Bedeutung nur sagen musste: "Ich verweise auf meine Aussagen vom letzten Mal." Das letzte Mal war vor zwei Wochen nach dem 2:0 gegen den HSV gewesen, und da hatte Allofs Pizarro einen "tollen Spieler" genannt, der zwischen zwei gleichstarken Mannschaften "den Unterschied" ausmachen kann.

Kein Wunder, dass sich die Fans in Bremen die bange Frage stellen: Wie lange wird er das noch tun? Pizarros Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, der Spieler besitzt zwar die Option, zu gleichen Konditionen für ein weiteres Jahr bleiben zu können. Ob er das aber überhaupt will, hängt vom Ausgang dieser Bundesliga-Saison ab.

Im Juli, im Trainingslager in Donaueschingen, hatte Pizarro gesagt: "Wenn Werder die internationalen Plätze nicht erreicht, dann muss ich mir meine Optionen anschauen." Was nichts anderes bedeutet als: Wenn Werder in der nächsten Saison nicht in der Europa League, besser noch: in der Champions League spielt, dann ist er weg. Einen wie Pizarro würde jeder spanische oder italienische Klub mit Kusshand nehmen - selbst wenn Pizarro dann schon 33 ist. Bei Werder stellt man sich deshalb auch auf eine eher späte Entscheidung über Pizarros Zukunft ein.

Thomas Schaaf legt seinem besten Mann weitere Jahre in Bremen ans Herz. Nach Ansicht des Werder-Trainers findet Pizarro bei Werder genau die Bedingungen vor, die er braucht, um noch länger ein Weltklassestürmer zu sein. Schaaf sprach am Sonntag von der "guten Pflege" in Bremen, und davon, dass es wichtig für einen Stürmer sei, "dass man eine Mannschaft hat, die einem gut zuarbeitet". Das tut die Mannschaft in Bremen derzeit tatsächlich: Markus Rosenberg und Clemens Fritz hießen die Vorbereiter bei den beiden Pizarro-Toren gegen Hertha, gegen den HSV hatte Marko Marin dem Torschützen Pizarro den Ball zweimal schön vorgelegt. Noch einmal Schaaf: "Claudio hat hier die Möglichkeit, so zu spielen, dass er Spaß hat."

Außerdem findet Pizarro bei Werder eine Vereinsführung vor, die weiß, wie man einen Lustfußballer wie ihn bei Laune hält. Claudio Pizarro liebt es, für sein Heimatland Peru zu spielen. Für Werder ist das eher schlecht, denn erstens hat sich Pizarro in der jüngeren Vergangenheit bei seinen Auftritten in der peruanischen Nationalmannschaft regelmäßig verletzt, und zweitens sind die Reisestrapazen mit Atlantikflügen, die über zwölf Stunden dauern, auch dann eine Belastung, wenn auf dem Spielfeld alles glatt geht.

Allofs und Schaaf könnten Pizarro deshalb ins Gewissen reden und ihn dazu bewegen, seine internationale Karriere für Peru zu beenden. Allofs und Schaaf tun das aber nicht. Denn Allofs weiß: "Dann wäre er vielleicht körperlich ein bisschen frischer, aber für den Kopf wäre das verheerend." Denn der Fußballer Pizarro hat noch mindestens einen ganz großen Traum: Er will irgendwann nicht so abtreten müssen, wie es Superstars wie Ryan Giggs (Wales), Jari Litmanen (Finnland) oder George Weah (Liberia) tun mussten, die nie an einer Weltmeisterschaft teilnehmen durften. Claudio Pizarro will unbedingt mit Peru zur WM 2014 nach Brasilien. Was könnte eine bessere Vorbereitung dafür sein, als mit Werder noch mindestens einmal in der Champions League zu spielen?

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