Kommt auf Leihbasis "Wollten mehr Flexibilität": Das ist Werder-Neuzugang Philipp

Eigentlich wollte der SV Werder auf dem Transfermarkt nicht mehr tätig werden, doch dann überraschten die Verantwortlichen. Mit Maximilian Philipp wechselt ein durchaus namhafter Neuzugang nach Bremen.
30.01.2023, 15:42 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Von Marius Winkelmann

Eigentlich sollte sich beim SV Werder Bremen personell in diesem Winter nichts mehr tun. Zu ausgeschöpft waren die finanziellen Möglichkeiten. Aufgebraucht schien das Transfer-Budget aufgrund der rund vier Millionen Euro Ablöse, die im Sommer für die Verpflichtung von Jens Stage an den FC Kopenhagen geflossen sind. Umso überraschender kam am Montagmorgen die Nachricht, dass die Grün-Weißen doch noch einen neuen Spieler aus dem Hut zaubern würden – und einen ziemlich namhaften dazu. Um exakt 10.55 Uhr teilte der Club via Twitter die Leihe von Maximilian Philipp vom VfL Wolfsburg mit. Und dieser Transfer darf durchaus als kleiner Coup bewertet werden. Denn obwohl der Offensivspieler bei den Niedersachsen in der laufenden Saison kaum zum Zuge kam, sollen auch andere Vereine an einer Verpflichtung des gebürtigen Berliners interessiert gewesen sein - allen voran Hertha BSC. Weshalb die Freude bei den Werder-Verantwortlichen ziemlich groß ist.

Fritz hebt Vielseitigkeit hervor

„Wir wollten mehr Flexibilität in unseren Kader bekommen und sehen, dass Maximilian auch mal auf der Acht offensiv, auf der Zehnerposition oder als zweiter Stürmer spielen kann“, zeigt sich Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz begeistert und hebt gleich einmal die Vielseitigkeit des Bremer Neuzugangs hervor. Dessen unerwartete Verpflichtung wurde überhaupt erst aus zweierlei Gründen möglich. Erste und womöglich wichtigste Voraussetzung für die sechsmonatige Leihe war, dass der VfL Wolfsburg nach Informationen unserer Deichstube weiterhin einen Großteil des Philipp-Gehalts übernehmen wird. Ein vergleichbares Szenario hatte es während Werders Zweitliga-Saison schon beim Leihgeschäft von Mitchell Weiser mit Bayer Leverkusen gegeben. Hinzu kommt, dass Oliver Burke bis zum Saisonende zurück nach England verliehen und dadurch Gehalt eingespart wird. Fritz: „Wir haben durch die Leihe jetzt wirtschaftliche Möglichkeiten zur Verfügung gehabt, um dafür dann Maximilian Philipp zu holen.“ Eine Kaufoption besitzen die Bremer nach Informationen unserer Deichstube bei diesem Gesamtpaket allerdings nicht.

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Vom Neuzugang aus der Autostadt versprechen sich die Grün-Weißen in der Rückrunde eine Menge, wollen die Verpflichtung aber ausdrücklich nicht als Kampfansage in Richtung Marvin Ducksch und Co. verstanden wissen. „Das ist überhaupt keine Ansage“, wehrt Fritz ab, der stattdessen unterstreicht, dass es wichtig sei, „dass wir einen gesunden Konkurrenzkampf in der Mannschaft haben. Wenn sich jeder ausruhen kann, dann bringt uns das ja auch nicht weiter.“ Zuletzt war dieser Konkurrenzkampf bei Werder gerade im Offensivbereich ein wenig zu kurz gekommen. Weder der schnelle Burke, der in der internen Stürmer-Hackordnung hinter Eren Dinkci zurückgefallen war, noch Dinkci selbst schafften es bislang, Druck auf das bewährte Offensiv-Duo Marvin Ducksch/Niclas Füllkrug auszuüben. Das soll Philipp, der einst in den Nachwuchsabteilungen von Hertha BSC und Tennis Borussia Berlin ausgebildet wurde und anschließend über Energie Cottbus beim SC Freiburg landete, jetzt ändern.

Dem heute 28-Jährigen, der bei Werder die Rückennummer 17 tragen wird, war 2014 beim SC Freiburg der Durchbruch in der Bundesliga gelungen. Für die Breisgauer kam Philipp in der Folge in insgesamt 88 Pflichtspielen (18 Tore, 23 Vorlagen) zum Einsatz, ehe sich Borussia Dortmund und Dynamo Moskau seine Dienste jeweils 20 Millionen Euro Ablöse kosten ließen. Von Moskau aus ging es nach einem ordentlichen ersten Jahr erst per Leihe und anschließend fest zum VfL Wolfsburg. Für die Wölfe kam Philipp, der dort noch einen Vertrag bis zum Sommer 2025 besitzt, in der laufenden Saison aber nur noch dreimal zum Einsatz.

Sportlicher Neuanfang für Maximilian Philipp

Für Maximilian Philipp dürfte die Zwischenstation an der Weser, wo er in Niklas Stark und Mitchell Weiser auf zwei ehemalige Mitspieler trifft, mit denen er 2017 U21-Europameister wurde, eine Art sportlichen Neuanfang darstellen. Auf dem Platz fühlt sich Philipp am wohlsten als Zehner oder Halbstürmer. Mit etwas Platz vor dem gegnerischen Tor kommen vor allem seine Passstärke und seine starke Schusstechnik zur Geltung. Weil Philipp aber durchaus auch flott unterwegs ist, kann er zudem über beide Flügel angreifen. Im favorisierten 3-5-2-System von Trainer Ole Werner könnte er darüber hinaus als offensiv ausgerichteter Achter infrage kommen. Allerdings sollte der Neuzugang dafür seine Defensivarbeit verbessern, für die er von Wolfsburgs Coach Niko Kovac im vergangenen September öffentlich kritisiert wurde: „Ich erwarte da viel mehr. Er ist mit Sicherheit kein Spieler, der sich bemalt und überall reingeht. Aber wir brauchen das, wir brauchen jeden einzelnen und können nicht mit zwei, drei Mann weniger verteidigen.“

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Unabhängig von der Position dürfte auch Ole Werner verlangen, dass seine Offensiv-Alternative die für den Aufsteiger so wichtige Defensivarbeit nicht vernachlässigt. Details dürften Coach und Neuzugang in den kommenden Stunden und Tagen besprechen. Am Dienstag, dem Deadline Day, haben die Bremer noch trainingsfrei. Am Mittwoch soll Philipp dann offiziell vorgestellt werden und auch erstmals mit den neuen Mitspielern auf den Trainingsplatz gehen. Schließlich steht schon am Sonntag das Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart (15.30 Uhr) an. Es geht eben Schlag auf Schlag bei Maximilian Philipp und Werder.

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