Am 23. März schrieb der WESER-KURIER:
Rudi Völler las sich die Übersetzung des Vertrages, den ihm der italienische Erstligist AC Florenz zukommen ließ, immer wieder durch. Fünf Wochen lag das Schriftstück bei ihm zu Hause in Oyten in der Schublade. Jetzt zog der 23-jährige Stürmer des SV Werder einen Schlußstrich: „Ich werde nicht nach Italien wechseln. Das steht hundertprozentig fest. Ich erfülle in Bremen meinen Vertrag." Die lange Bedenkzeit, die sich Rudi Völler gönnte, zeigt eines: Leicht hat er sich diese Entscheidung nicht gemacht. Immerhin lockten die Florentiner mit einem jährlichen Nettogehalt von einer Million Mark. Ein Traumangebot für einen 23-jährigen Fußball-Profi.
Seine Entscheidung begründet Völler so: „Fußballerisch hätte ich keine Angst, im Ausland zu spielen. Da bin ich schon soweit, daß ich mithalten kann. Aber ich habe noch keine Europameisterschaft und auch noch keine Weltmeisterschaft mitgemacht. Ich möchte erst mal sehen, wie weit ich in Deutschland komme. Mit 27 oder 28 kann ich den Schritt Ausland immer noch wagen." Auch Holger Klemme, Völler-Manager aus Bad Godesberg, über den die ersten Kontakte aus Florenz liefen, bestätigt: „Ich habe den Rudi nicht gedrängt. Aber ich muß auch respektieren, daß er sich noch nicht soweit fühlt, in Deutschland restlos seine Zelte abzubrechen." Völler war sich offensichtlich klar, daß er nach der Erfüllung eines Dreijahresvertrages so schnell nicht wieder in die Bundesliga zurückkehren würde. Deshalb bekräftigte Klemme die Entscheidung Völlers: „Diese Absage ist definitiv. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn noch ein anderer ausländischer Klub bei mir oder Rudi anklopft. Die sportliche Entscheidung hat Rudi Völler getroffen. Er wird sich davon auch nicht mehr abbringen lassen."
Seit drei Wochen, so Klemme, wisse der Vorstand des SV Werder von diesem Angebot. Manager Lemke bestreitet das: „Gesehen habe ich diesen Vertrag noch nicht. Zweimal hat sich Herr Klemme allerdings bei uns mit offiziellen Vertretern des AC Florenz angesagt. Erschienen sind die Herren aber nie bei uns.„ Halb ironisch, halb ernst sagt Lemke: „Leider hat es diesen Kontakt nicht gegeben.“ Und deshalb weiß Lemke von einer Ablösesumme von acht Millionen Mark, die Florenz — laut Klemme — an Werder zahlen wollte, offiziell nichts. Geht Völler nach dem Ende seines Vertrages am 30. Juni 1985, würde Werder bei einem Inlandstransfer wohl kaum mehr als 2,5 Millionen Mark als Ablösesumme kassieren können. Und die Münchner haben schon angekündigt, daß sie mit ihren Rummenigge-Millionen warten wollen, bis Völlers Vertrag in Bremen ausläuft.
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