In der Startelf stand er nicht, und dennoch war der Name Milos Veljkovic großes Thema vor Werder Bremens Heimspiel gegen den 1. FC Union Berlin (1:2), was – nun ja – eben daran lag, dass er nicht in der Startelf stand. Das hatte es bei Werder nämlich seit einer gefühlten Ewigkeit, genauer: seit anderthalb Jahren, nicht mehr gegeben, wenn Veljkovic weder verletzt noch gesperrt war. So wie am Mittwochabend. Cheftrainer Ole Werner entschied sich trotzdem gegen den 27-jährigen zentralen Innenverteidiger – und erklärte nach dem Spiel wortreich, warum.
Zunächst einmal war es Werner dabei ganz wichtig, diesen Gedanken wegzuwischen, der nicht wenigen Fans und Beobachtern unwillkürlich gekommen war – nämlich, dass Veljkovics Nichtberücksichtigung eine direkte Reaktion des Trainers auf das bittere 1:7 gegen den 1. FC Köln war. „Die Leistung in Köln war von uns allen unterirdisch, damit hatten die Wechsel aber nichts zu tun“, betonte Werner, der vor dem Union-Spiel nicht nur Veljkovic, sondern auch Sechser Christian Groß und damit die komplette defensive Zentrale aus dem Team genommen hatte. „Es waren Überlegungen für dieses eine Spiel“, sagte Werner, ehe er einen Einblick in eben diese Überlegungen gewährte.
Grund Nummer eins für Veljkovics ungewohnte Rolle als Bankdrücker demnach: die englische Woche, die für Werder nach den Duellen gegen Köln und Union noch das Heimspiel gegen den enorm formstarken VfL Wolfsburg am Samstagnachmittag bereithält. „Wir haben auch sonst in einer englischen Woche oft gewechselt oder mussten es sogar bei drei Spielen innerhalb kürzester Zeit“, sagte Werner, der Veljkovic aber nicht allein aus Gründen der Belastungssteuerung rausgenommen hatte.
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Ole Werner wollte mehr Tempo in die Werder-Abwehrkette bringen
Als Grund Nummer zwei führte der Bremer Chefcoach den Faktor Tempo an: „Es ging auch darum, mehr Geschwindigkeit in der letzten Kette und nah an der letzten Kette zu haben, weil wir wussten, dass die Berliner versuchen, über die Geschwindigkeit zu kommen.“ Mit Ilia Gruev vor der Abwehr und Niklas Stark in deren Zentrum fühlte sich Werner gegen Union offenbar sicherer, und letztlich ging der Plan ja auch auf. Denn überrannt wurden die Bremer von den Gästen nicht. Vielmehr machten sie sich das Leben mit etlichen individuellen Fehlern selbst schwer. Dass ein besonders folgenschwerer davon Verteidiger Amos Pieper vor dem 1:1 unterlief, könnte dafür sorgen, dass Veljkovic, der gegen Union nach 77 Minuten für Pieper eingewechselt wurde, nicht allzu lange mit der Reservistenrolle vorliebnehmen muss.
Schon gegen Wolfsburg könnte der serbische Nationalspieler, der seit 2016 insgesamt 187 Pflichtspiele für Werder bestritten hat (nur Torhüter Jiri Pavlenka bringt es aus dem aktuellen Aufgebot mit 197 auf noch mehr), wieder in die Startelf rücken. Denn ganz grundsätzlich weiß Ole Werner natürlich, was er an Milos Veljkovic hat. „Es war schon etwas Besonderes“, sagte der Coach über die Nichtberücksichtigung des erfahrenen Abwehrspielers, „weil er bei mir immer auf dem Platz gestanden hat, ganz egal, was unter der Woche war“. Veljkovic dürfte nichts dagegen haben, wenn es künftig wieder so läuft.