Die Älteren werden sich erinnern, dass vor langer Zeit auch im Bremer Weserstadion unter der Woche die besten Fußballer Europas aufspielten. Chelsea London, Real Madrid, Juventus Turin, Barcelona kamen dorthin, wo die Weser einen großen Bogen macht. Und manchmal war es selbst als Fan nicht leicht, nach großen Abenden in der Champions League ähnliche Begeisterung für das folgende Bundesligaspiel zu entwickeln. Speziell, wenn es ein Gegner aus dem grauen Mittelmaß war.
So oder so ähnlich könnte es nun RB Leipzig gehen, Werders nächstem Gegner am kommenden Sonnabend. In einem fulminanten Spiel besiegte die Mannschaft von Julian Nagelsmann am Dienstagabend Manchester United mit 3:2. „Ein tolles Spiel, ich war wirklich beeindruckt„, sagte Clemens Fritz mit beeindrucktem Gesichtsausdruck. „Sie haben eine Mannschaft mit sehr hoher individueller Qualität, sind aber auch in der Breite gut bestückt.“
„Irgendwann verspürt man ein mentales Tief"
Aber, ähnlich wie in Bremen vor vielen Jahren, ist Leipzigs Saison auch gut bestückt mit klangvollen Gegnern. „Paris, Frankfurt, Bayern, Manchester", zählt Fritz auf. „Sie haben jetzt einige Spiele gehabt." Und weil Fritz vor vielen Jahren dabei war, weiß er, was dann eben auch mal passieren kann: „Wenn man in dem Rhythmus ist, alle drei, vier Tage zu spielen, hat man irgendwann ein kleines körperliches oder mentales Tief, in dem man eine gewisse Müdigkeit verspürt."
Dass das Werders Chance sein könnte, lässt sich aus dem Satz schließen. Fritz kassiert diese Möglichkeit im Nachsatz gleich wieder ein. „Darauf können wir uns nicht verlassen, dass sie uns unterschätzen. Dass sie denken, dass sie das gegen Werder mal eben schnell im Vorbeigehen machen." Aber ein bisschen hoffen sie bei Werder eben doch darauf. Fritz, 48 internationale Einsätze für Werder, weiß ja, wie das ist.
In Leipzig ist man auf diesen Gedanken auch schon gekommen. Nagelsmann verweist darauf, dass „wir auch aktuell in der Liga gegen vermeintlich etwas schwächere Teams noch keine Federn gelassen haben". Ein Sieg gegen Manchester ist aber auch für RB nicht alltäglich.