Hätte sich Viktor Skripnik vermutlich auch nicht träumen lassen, dass diese drei Spiele – inzwischen liegen sie gut sieben Jahre zurück – kurz vor Weihnachten 2021 noch einmal Thema in der Öffentlichkeit werden. Zunächst das 2:0 im Pokal gegen Chemnitz. Dann das 2:1 in der Liga gegen Mainz und schließlich ein 2:0 in der Liga gegen Stuttgart – so sah im Herbst 2014 der Traumstart des Ukrainers als Werder-Trainer aus. Besser ist es seitdem direkt nach Amtsübernahme für keinen seiner Nachfolger gelaufen, was sich am Sonntag ändern konnte.
Nach den Erfolgen gegen Aue (3:0) und Regensburg (3:2) möchte Ole Werner mit seinem Team im Auswärtsspiel bei Hannover 96 unbedingt nachlegen. „Wir können es mit einem Erfolgserlebnis schaffen, das Ganze noch ein bisschen enger zu gestalten“, sagt Werner mit Blick auf die Tabelle. Oder anders, nämlich mit etwas weniger Zurückhaltung ausgedrückt: Gewinnt Werder das dritte Mal in Serie, hätte sich die Mannschaft eindrucksvoll im Aufstiegsrennen zurückgemeldet.
Das weiß natürlich auch Werner, weshalb er nicht unerwähnt lässt, „dass wir alle sehr auf den Sieg brennen“. Dem 33-Jährigen ist aber eben auch bewusst, dass Hannover zuletzt ganz gut im Löschen war. Nach acht Spielen ohne Sieg haben sich die Niedersachsen unter Interimstrainer Christoph Dabrowski wieder gefangen und zuletzt – genau wie Werder unter Werner – zweimal in Serie gewonnen. „Insofern wissen wir, dass wir in Hannover eine Leistung zeigen müssen, die an unserer absoluten Grenze liegt“, sagt Werner, der mit Dabrowskis Vorgänger Jan Zimmerman eng befreundet ist, aber auch den aktuellen 96-Coach gut kennt. Insgesamt drei Mal sind sich die beiden Männer als Trainer von Holstein Kiel II (Werner) und Hannover 96 II (Dabrowski) seit 2018 in der Regionalliga Nord begegnet. „Ich habe also schon eine Vorstellung davon, wie Hannover unter ihm Fußball spielt“, sagt Werner, der sich in dieser Vorstellung zuletzt bestätigt sah: „Das war auch in den letzten beiden Spielen von 96 zu erkennen.“
"Hannover funktioniert als Gruppe sehr gut"
Nach dem Trainerwechsel habe die Mannschaft ihre Kompaktheit wiedergefunden. „Sie funktionieren jetzt als Gruppe wieder sehr gut und verteidigen auf unterschiedlichen Höhen sehr aggressiv. Gefährlich wird es, wenn sie mit ihren schnellen Leuten ins Umschaltspiel kommen“, warnt Werner, der den Gegner insgesamt als deutlich stärker einschätzt als es die Tabelle aktuell aussagt. Mit 20 Punkten auf dem Konto hängen die Niedersachsen im unteren Drittel fest, doch Werner betont: „Von der Qualität, die in dieser Mannschaft steckt, gehört Hannover in ganz andere Tabellenregionen.“ Werder (aktuell 26 Punkte) möchte dafür aber dafür sorgen, dass sie sie so schnell nicht erreicht.
Für die Bremer wäre es schließlich enorm wichtig, mit einem Erfolgserlebnis im letzten Spiel des Jahres in die Winterpause zu gehen. Einerseits tabellarisch, klar. Andererseits aber auch für den Kopf. „Wir nehmen das Ergebnis ja für ein paar Tage länger mit und haben nicht kurz danach schon wieder die Gelegenheit, es in eine andere Richtung zu drehen“, sagt Werner: „Insofern wäre ein Sieg natürlich gut für die Stimmung.“ Die Sonne im Trainingslager in Spanien dürfte sich dann noch etwas wärmer anfühlen.
Bevor die Mannschaft im Januar mit der Vorbereitung auf die Rückrunde startet, steht nach dem Hannover-Spiel aber erstmal der Weihnachtsurlaub an. Wenn auch nicht direkt danach. „Wir werden am Montag nochmal in Bremen zusammenkommen“, kündigt Werner an – und erklärt: „Das halte ich für wichtig, damit wir einen gemeinsamen Abschluss haben.“ Danach, so hofft es der Coach, können alle „mit guter Laune in den Urlaub gehen“. Voraussetzung dafür ist freilich ein gutes Ergebnis, besser: ein Sieg, in Hannover. „Drei Spiele in Folge zu gewinnen, haben wir in diesem Jahr noch nicht geschafft“, sagt Werner, für den es – nur um nochmal daran zu erinnern – der dritte Sieg im dritten Spiel wäre. Viktor Skripnik würde es wohl verkraften können.