An Sven Michel haben sie in Bremen keine allzu guten Erinnerungen. Damals, Mitte August des vergangenen Jahres, war er es, der mit seinem Treffer eine katastrophale erste Halbzeit des SV Werder perfekt machte. 3:0 führte Michels SC Paderborn nach 36 Minuten, am Ende stand es 4:1 für die Ostwestfalen. Und der Angreifer mit dem kahlen Kopf strahlte. Nicht zum einzigen Mal in dieser Saison, Sven Michel ist derzeit neben Guido Burgstaller vom FC St. Pauli mit ebenfalls 14 Treffern der torgefährlichste Stürmer der 2. Bundesliga. Zuletzt glänzte er erneut als Torschütze und Vorbereiter beim 2:1-Erfolg in Nürnberg.
„Er ist ohne Frage ein Schlüsselspieler für Paderborn, da muss man nur auf die Torjägerliste und die Scorerpunkte schauen“, lobt auch Ole Werner den Angreifer, der Werder schon früher das Leben schwer gemacht hat. Im Dezember 2019, als beide Mannschaft noch in der ersten Liga unterwegs waren, gewann Paderborn durch einen Michel-Treffer mit 1:0 im Weserstadion. Am kommenden Sonnabend (13.30 Uhr) treffen beide Teams nun in der Arena des SCP aufeinander – und Werder will unbedingt verhindern, dass der wertvollste Angreifer der Gastgeber sich abermals entfalten darf.
Eine Sonderbewachung werde es für Sven Michel allerdings nicht geben, kündigte Chefcoach Ole Werner bereits an: „Das ist etwas, was man versucht, mannschaftlich zu lösen. Das Team wird besonders darauf eingestellt, um den Situationen aus dem Weg zu gehen, in denen solch ein Spieler seine Stärken hat.“ Dass genau das aber nicht immer gelingen wird, ist auch dem 33-Jährigen bewusst. „Trotzdem muss man davon ausgehen, dass es Momente geben wird, in denen man gefragt ist, es individuell zu lösen.“ Und genau das sollen dann spätestens Ömer Toprak, Marco Friedl oder Milos Veljkovic in der Bremer Abwehrkette tun.
So groß die Gefahr auch sein mag, die vom Paderborner Angreifer ausgeht – sich allein auf ihn zu fokussieren, wäre nach Meinung von Ole Werner ein Fehler. „Er ist nicht der einzige Spieler, der eine gewisse Qualität hat. Insgesamt ist Paderborn im Vorwärtsgang sehr gut aufgestellt“, betonte er. In der Winterpause wurde mit Florent Muslija noch ein weiterer offensiver Mittelfeldspieler von Hannover 96 verpflichtet, der – na klar – auch Sven Michel in Szene setzen soll.
Doch der fühlte sich auch vorher schon pudelwohl. Wie schön das Leben des Paderborner Top-Torjägers gerade ist, zeigte sich zuletzt auch in einer kleinen Geste: Nach seinem Treffer gegen Nürnberg steckte er den Daumen in den Mund und grüßte damit seine Frau samt der kürzlich geborenen Tochter. Einige Monate zuvor hatte er die spätere Geburt an anderer Stelle überhaupt erst öffentlich gemacht – eben bei jenem Spiel gegen Werder, als er nach seinem Treffer schon einmal den Daumen zum Gesicht geführt und den Ball unter seinem Trikot versteckt hatte. Bei Werder mag man nicht ganz so gern an Sven Michel denken, dessen Erinnerungen an die Bremer dürften dagegen gleich in mehrfacher Hinsicht ganz besondere sein.