Niklas Stark muss selbst lachen, als die Idee so richtig bei ihm angekommen ist. „Es ist wirklich schwer, sich gezielt eine Gelbe Karte zu holen“, meint der Verteidiger des SV Werder Bremen, „und das ist auch nicht das, was ich vorhabe.“ Den Blick auf den Spielplan für einen geeigneten Moment spart er sich also. Doch der 27-jährige Ex-Herthaner steht nun einmal bei vier Verwarnungen in dieser Saison, die nächste würde zur Sperre führen – so wie jetzt bei Kapitän Marco Friedl, der am Samstag das Heimspiel gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr) verpassen wird. Stark bekommt somit einen neuen Nebenmann, mit hoher Wahrscheinlichkeit wird das Milos Veljkovic sein. Aber passt der frühere deutsche Nationalspieler deshalb nun ganz besonders auf, dass es ihn nicht auch bald erwischt? „Wenn ich das beim Spiel im Kopf hätte, würde es mich eher behindern und wahrscheinlich würde ich dann einen Schritt zu spät kommen und deshalb die Gelbe Karte bekommen“, vermutet er. „Deshalb: Einfach spielen. Irgendwann wird es ohnehin soweit sein.“
Diese Gelassenheit strahlt Niklas Stark nicht nur bei einer möglichen Sperre aus. Auch sonst ist das Arbeiten an der Weser gerade recht angenehm. Dank des achten Tabellenplatzes und eines Vorsprungs von elf Punkten auf den Relegationsrang. „Es sieht nicht so schlecht aus, das muss man ganz ehrlich sagen. Und da schaut man dann auch gern mal hin“, gibt er unumwunden zu. „Wir wissen, dass wir dort stehen, weil wir in dieser Saison einen Fußball gezeigt haben, der bundesligatauglich ist. Wir haben die richtige Einstellung gefunden, haben den richtigen Spielplan. Aber wir wissen auch, dass wir immer bei 100 Prozent sein müssen.“
Denn hergeben will diesen Vorsprung im Team selbstverständlich niemand. Unterbewusst – das liegt in der Natur der Sache – kann sich in solchen Situationen aber schon einmal ein gewisser Spannungsabfall bemerkbar machen. „Natürlich sehen auch wir die Tabelle und wissen, wie viele Punkte wir Abstand zum Relegationsplatz haben. Aber wir haben auch die Motivation, dafür zu sorgen, dass das jetzt nicht abbricht“, betont Stark, der zuletzt in der Zentrale der Dreierkette mit mehreren richtig guten Leistungen überzeugt hatte.
Eben auch, weil es anders als bei seinem früheren Verein aus der Hauptstadt, der Vorletzter ist, gerade nicht die ganz großen Probleme gibt. „Es ist ein bisschen entspannter“, gesteht Stark. „Für mich ist es auch nicht schön, zu sehen, dass die Hertha jetzt da unten ist. Aber es ist natürlich schon etwas anderes, jetzt ohne den massiven Druck zum Training zu gehen.“ Mit guten Folgen für die Partien am Wochenende. „Da lässt es sich dann etwas einfacher Fußball spielen – und das hat man beim letzten Spiel auch gemerkt. Wenn wir etwas weiter unten stehen würden, wäre die Partie vielleicht etwas anders verlaufen“, meint Stark mit Blick auf den jüngsten 2:0-Erfolg beim VfB Stuttgart. „So hatte man etwas mehr Lockerheit im Fuß und einige Dinge fallen etwas leichter.“
Jetzt muss er nur noch irgendwie um die drohende Gelbsperre herumkommen. Aber selbst wenn nicht: „Ich habe schon oft gesagt, dass wir in der Innenverteidigung gut besetzt sind. Wenn dann mal einer ausfällt, dann können wir das gut auffangen“, hebt er hervor. „Ich glaube jedenfalls nicht, dass wir unser Spiel da jetzt neu erfinden, sondern das, was uns ausmacht, wieder auf den Platz bringen müssen.“