Ziemlich genau eine Stunde vor dem Anpfiff veröffentlicht Werder am Spieltag die Aufstellung für das anstehende Spiel. Ziemlich häufig im Verlauf dieser Saison war das eine recht eintönige Sache, was die Bremer da über ihre Medienkanäle verbreiteten. Man könnte auch sagen, eintönig. Das Verletzungspech, das sich durch lange Phasen der laufenden Spielzeit zog, sorgte für die Langeweile. Oft genug stellte sich die Mannschaft mehr oder weniger von alleine auf. Beklagt haben sie das nie, zumindest lange Zeit nicht. Erst als sich die Mannschaft im Tabellenkeller festgesetzt hatte, kam mitunter der Verweis auf das Lazarett.
An den vergangenen drei Spieltagen war die Situation eine völlig andere. Die Veröffentlichung der Aufstellung ist nun nicht mehr berechnbar und entsprechend ist der Moment durchaus spannend, in dem der Klub bekannt gibt, für welche elf Spieler sich Florian Kohfeldt diesmal entschieden hat. Auch beim 1:0 der Bremer gegen Schalke gab es diesen Überraschungsmoment. Diesmal war es Sebastian Langkamp, der als neuer Innenverteidiger unerwartet in der Startformation auftauchte. Christian Groß, beim 0:0 gegen Gladbach noch einer der besten Bremer, saß zunächst auf der Bank.
Langkamps Comeback nach 188 Tagen
188 Tage lagen zwischen dem letzten Einsatz Langkamps und dem am Sonnabend gegen Schalke. Spielpraxis, die alle Profis des Kaders aufgrund der Corona-Pause nicht gerade üppig vorweisen können, hat der Verteidiger also überhaupt nicht gehabt. Sein letzter Auftritt war Ende November 2019 beim 1:2 gegen – Schalke 04. Und der ist in keiner besonders guten Erinnerung. Langkamp patzte damals und leitete mit einem Stockfehler das vorentscheidende 0:2 ein.
Ausschlaggebend für Langkamps Einsatz gegen Schalke war sein „Positionsprofil„, wie Kohfeldt erklärte, „Sebastian ist ein waschechter Innenverteidiger.“ Es war natürlich dennoch eine mutige Entscheidung, in dieser wichtigen Partie einen Spieler ohne Spielpraxis zu bringen. Dass Kohfeldt so entscheidungsfreudig ist, liegt an der veränderten Personalsituation. „Florian hat jetzt andere Möglichkeiten, weil wir nicht ganz so viele Verletzte haben„, sagte Frank Baumann nach dem Remis gegen Gladbach. „Es gibt einen anderen Konkurrenzkampf.“
Kohfeldt ist aber auch konsequent in seiner Ankündigung, nach dem Leistungsprinzip aufzustellen. Und dazu gehört nicht nur die Leistung im Spiel, sondern auch die im Training. „Am Mittwoch habe ich im Training Spieler gesehen, die mir zeigen wollten, dass sie in die Mannschaft gehören. Das fehlte uns über Monate„, sagte er vor dem Spiel gegen Schalke. „Wenn du weißt, dass du spielst, hast du mal ein Training, wo es nicht läuft und du lässt es halt laufen. Das kann sich jetzt keiner erlauben.“ Langkamp dürfte einer dieser Spieler gewesen sein, die sich aufgedrängt haben. Er habe „top trainiert, mein Vertrauen war„, sagte Kohfeldt nach der Partie. „Und er hat es mit einer starken Leistung bestätigt.“ Ein Erfolg, der Kohfeldt Recht gibt.
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