Für Marco Friedl war es eine ganz besondere Saison, er durfte die Mannschaft des SV Werder Bremen als Kapitän aufs Feld führen – und das als Nachfolger des erfahrenen Ömer Toprak, der den Verein Richtung Antalyaspor verlassen hatte. Weil Friedl im Sommer 2022 erst 24 Jahre alt war, gab es viele Diskussionen, ob er der richtige und es auch für ihn richtig sei. Rückblickend lässt sich nun sagen: Friedl hatte so seine liebe Müh’ mit der neuen Doppelrolle. Daraus macht auch Coach Ole Werner keinen Hehl, er hält aber an seinem Kapitän fest und würde auch von seinem Prozedere grundsätzlich nicht abweichen.
Werner lässt den Kapitän von der Mannschaft wählen, was in der Bundesliga eher selten ist. Meistens suchen sich die Trainer ihren Kapitän aus. „Da würde ich wieder ähnlich verfahren“, sagt Werner. Denn der Kapitän sei schließlich für die Mannschaft da – und deshalb solle diese ihn auch bestimmen. Friedl muss nun aber nicht um sein Amt fürchten. Denn eine Neuwahl im Sommer ist nicht geplant. Der Österreicher bleibt Kapitän, so Werner. Gewählt wird eigentlich nur, wenn der Amtsinhaber nicht mehr zu Verfügung steht.
Friedl ist allerdings nicht unumstritten im Team. Dem Vernehmen nach sind längst nicht alle mit dem Auftreten ihres Kapitäns zufrieden. Der Abwehrspieler führte die Mannschaft auf dem Platz wort- und gestenreich, bekam dabei aber selbst sportlich Probleme.
Werder Bremen: Friedl ist jüngster Kapitän der Bundesliga
Das ist natürlich auch Werner nicht entgangen. „Marco ist der jüngste Kapitän der Bundesliga. In diese Rolle muss man reinwachsen und die Balance finden bei den Aufgaben drumherum, in der Mannschaft, in der Öffentlichkeit, aber auch bei der sportlichen Leistung – und die ist immer das Wichtigste“, sagt Werner und fügt noch an: „Daran musste sich Marco gewöhnen, da hat er sich entwickelt. Speziell in den letzten Wochen hat er gute Leistungen gezeigt.“
Friedl trat auf dem Platz stabiler auf, wenngleich sich auch immer wieder ein paar Unkonzentriertheiten einschlichen. Mehr Klarheit gab es von ihm nach den Spielen, wenn er für das Team Rede und Antwort stand. Da versteckte er sich selbst in schwierigsten Momenten nicht, fand deutliche Worte und sparte auch nicht mit Kritik. Dort hat der inzwischen 25-Jährige seine Rolle gefunden.
Unlängst räumte er in einem Interview mit transfermarkt.de seine sportlichen Probleme ein, sprach von einer Achterbahnfahrt, untermauerte aber auch seinen Führungsanspruch: „Ich will hier einige Jahre Kapitän sein.“ Eine weitere Saison wird es mindestens werden, falls nicht noch ein Wechsel dazwischenkommt.
Hinweis: In einer früheren Version stand an dieser Stelle, Ole Werner würde den Kapitän des SV Werder Bremen auch in diesem Sommer wieder von der Mannschaft wählen lassen. Das stimmt nicht. Leider ist es in der Kommunikation zwischen dem Trainer und dem Autor des Textes zu einem Missverständnis gekommen. Marco Friedl bleibt Werder-Kapitän, wir haben die entsprechenden Stellen angepasst.