Als hätte diese 1:7-Klatsche nicht schon genug weh getan, befürchtet der SV Werder Bremen nun offenbar auch den schmerzhaften Verlust von Topstürmer Niclas Füllkrug. Denn Sportchef Frank Baumann kündigte einen Tag nach dem Desaster von Köln an, dem Nationalspieler einen neuen Vertrag mit verbesserten Konditionen anzubieten. Werder kämpft also um den Verbleib des 29-Jährigen, der erst im vergangenen Sommer seinen Kontrakt vorzeitig verlängert hat – allerdings mit Gehaltseinbußen von rund zehn Prozent, die ab der Saison 2023/24 gelten.
„Ich bin ein großer Befürworter, Verträge den Leistungen anzupassen. Niclas ist einer unserer Top-Verdiener. Trotzdem kann man sich Richtung Sommer damit auseinandersetzen“, kündigte Baumann am Sonntagmorgen bei „Bild-TV“ an. Sein Kollege Clemens Fritz hatte als Leiter Profifußball eine derartige Anpassung zuletzt noch gegenüber der DeichStube ausgeschlossen. Offenbar hat da ein Umdenken stattgefunden. Möglicherweise braucht es dieses Signal an Füllkrug, damit dieser nicht einen Transfer im Winter forciert.
Mit seinem Wechsel der Berateragentur hin zu Roof, einem der größten Player in Europa, hatte Füllkrug Anfang des Jahres selbst ein deutliches Zeichen gesetzt. Er wollte ausloten, was für ihn auf dem nationalen und internationalen Markt möglich ist. Schließlich befindet sich der Angreifer auf dem Höhepunkt seiner Karriere, hat nicht nur in der Bundesliga, sondern auch bei der WM in Katar für Furore gesorgt. Dem „kicker“ gab er dabei kurz vor Bekanntwerden seines Beraterwechsels mit einer Frage einen interessanten Einblick in seine Gedankenwelt: „Wo habe ich die Chance auf eine gute Rückrunde? Da ist Werder ganz vorne mit dabei."
Aber gilt das auch noch nach einem 1:7 in Köln? Nur Füllkrug hatte dort mit einem sehenswerten Tor für einen Lichtblick gesorgt. Ansonsten war ihm anzusehen, wie sehr er mit dem Spiel und seinen Kollegen haderte. Immer wieder kontaktierte er Trainer Ole Werner am Spielfeldrand. Doch es half alles nichts, Werder ging mit Füllkrug unter. Und der schwieg anschließend, was eigentlich untypisch für ihn ist. Auch ohne Kapitänsbinde, die vom Team vor Saisonbeginn überraschend an Marco Friedl vergeben worden war, gilt Füllkrug als ein Sprachrohr der Mannschaft. Einer der Klartext redet, den Finger in die Wunde legt. Doch wegen seiner ungewissen Zukunft hält sich der Angreifer gerade öffentlich zurück, will keine Fragen zu einem möglichen Transfer beantworten.
Die TSG 1899 Hoffenheim, Borussia Mönchengladbach und der FC Everton sollen interessiert sein, doch richtig heiß ist das nicht – noch nicht. Gut eine Woche vor dem Transferschluss dürfte noch einmal ordentlich Bewegung in den Markt kommen. Das weiß auch Baumann, deswegen dürfte er die Ankündigung zu Füllkrugs Vertrag ganz bewusst öffentlich gemacht haben.
Auf ein Machtwort, dass der Angreifer in diesem Winter gar nicht wechseln darf, verzichtete der Ex-Profi allerdings: „Niclas ist für uns ein sehr wichtiger Spieler. Ich bin sehr optimistisch, dass er auch für den Rest der Saison bei uns bleiben wird. Wir haben überhaupt kein Interesse, Niclas in diesem Winter abzugeben. Und wir haben auch keinen finanziellen Druck, ihn verkaufen zu müssen. Wir brauchen Niclas, um unser Ziel Klassenerhalt erreichen zu können.“
Das wurde in Köln einmal mehr deutlich. Kaum auszudenken, wie diese Mannschaft ohne den Topstürmer auskommen soll. Deswegen wird dieser nun mit einer in Aussicht gestellten Gehaltsanpassung und keinem deutlich ausgesprochenen Wechselverbot bei Laune gehalten.