Was waren das noch für Zeiten für Werder Bremen, als sich nahezu jedes Auswärtsteam im Weserstadion schwertat. Zwar sprechen noch immer viele Bremer Kontrahenten davon, wie unangenehm ein Auswärtsspiel am Osterdeich sei, doch aus diesem Punkte mit nach Hause zu nehmen, ist mittlerweile zu einer der leichteren Aufgaben der Bundesliga geworden.
Dass Werder Bremen in der laufenden Saison das Schlusslicht der Heimtabelle ist und es aufgrund des Auswärtsspiels bei Union Berlin am 34. Spieltag (Samstag, 15.30 Uhr) auch bleiben wird, ist hinlänglich bekannt. Nur 17 Punkte hat Werder 2022/23 im eigenen Wohnzimmer eingefahren. Auswärts waren es mit 19 schon vor dem letzten Spieltag zwei Zähler mehr, obwohl über eine Fußballsaison gesehen in der Regel mehr Punkte vor heimischer als vor fremder Kulisse eingefahren werden. Dass diese Regel aus den Bremer Fußballgesetzen längst gestrichen wurde, zeigt der Blick auf die vergangenen Jahre: Seit nun vier Spielzeiten holte Werder jedes Mal mehr Punkte in der Fremde als im Weserstadion.
Werder Bremen bereits seit mehreren Jahren mit Problemen
Den Auftakt dieser Serie macht die desolate Heim-Saison 2019/20, wo Werder zu Hause gerade einmal neun mickrige Punkte einfuhr und auch deshalb erst in der Relegation gegen Heidenheim die Klasse sichern konnte. Dass die Bremer damals noch auf dem vorletzten Tabellenplatz der Heimtabelle standen, hatten sie einzig und allein dem abgeschlagenen Tabellenletzten SC Paderborn, der nur acht Punkte vor den eigenen Fans feiern konnte, zu verdanken.
Den 17. Platz gab es auch in der darauffolgenden Abstiegssaison, obwohl Werder dieses Mal zumindest zweistellig im Weserstadion punktete. 14 Zähler daheim, die nur vom bereits frühzeitig abgestiegenen Tabellenletzten Schalke unterboten wurden (12), sind aber trotzdem eine mehr als dürftige Ausbeute. Die 17 Punkte in der Fremde waren dagegen ordentlich (13. Platz in der Auswärtstabelle), reichten aber nicht aus, um den Absturz in Liga zwei zu verhindern.
Obwohl die Saison 2021/22 mit dem direkten Wiederaufstieg erfolgreich endete, waren die Bremer auch in der 2. Bundesliga auswärts besser als zu Hause. 30 Punkte im Wohninvest Weserstadion reichten am Ende nur für Rang sechs im ligaweiten Heimvergleich. Die 33 Zähler nach Gastspielen hievten Werder in der Auswärtstabelle hingegen auf Platz zwei.
Dass die Heimschwäche auf die in der Corona-Zeit leere oder zumindest nicht komplett gefüllte Arena zurückzuführen ist, ist übrigens ein Irrglaube. Denn in den drei vom Lockdown betroffenen Spielzeiten holte Werder jeweils mehr Heimpunkte bei keiner beziehungsweise Teilauslastung als im vollausgelasteten Stadion. Vor vollem Haus kam Werder zu Pandemie-Zeiten insgesamt nur auf rund 0,82 Punkte pro Spiel. Vor leeren Rängen beziehungsweise einer Teilauslastung holten die Grün-Weißen dagegen 1,15 Punkte pro Partie.
An der in guten wie in schlechten Zeiten tollen Unterstützung der Werder-Fans kann die anhaltende Heimschwäche allerdings nicht liegen. Und auch wenn Cheftrainer Ole Werner, Leiter Profifußball Clemens Fritz und Co. die schmale Heim-Ausbeute in den vergangenen Monaten immer wieder klein geredet hatten, werden hinter den Kulissen vielleicht bereits Stellschrauben gesucht, um aus dem Weserstadion zur neuen Saison wieder die ersehnte Festung zu machen.