Als er dann auch noch mit Jupp Heynckes verglichen wurde, versuchte der sonst so schlagfertige Ole Werner erst mal Zeit zu gewinnen. „Jetzt muss ich vorsichtig sein, was ich sage“, meinte der Coach des SV Werder Bremen, lächelte etwas verlegen und schob noch anerkennend hinterher: „Wenn es wirklich so ist: Gut recherchiert, Hut ab!“ Der Gelobte hatte bei der Pressekonferenz angemerkt, dass Werner mit 34 Jahren, drei Monaten und zwei Tagen bei seinem Bundesliga-Debüt am Sonnabend gegen den VfL Wolfsburg genau so alt sein wird wie einst Heynckes, und dann gefragt: „Könnte so ein Karriereweg auch etwas für Sie sein?“
Willkommen in der Bundesliga, da gehören Vergleiche mit den ganz Großen der Branche zur Tagesordnung. Da ist es für Newcomer gar nicht so einfach, stets die passenden Worte zu finden und nicht für ungewollte Schlagzeilen zu sorgen, die dann nicht nur regional, sondern gleich bundesweit für Aufsehen sorgen. Doch Werner konnte sich auf seine nüchtern sachliche Herangehensweise verlassen. „So einen Vergleich kann man nicht ziehen. Jupp Heynckes hat den Fußball über Jahrzehnte hinweg geprägt – als Spieler und als Trainer. Davon bin ich noch ganz weit entfernt.“ Er konzentriere sich lieber darauf, „den bestmöglichen Job für Werder Bremen zu machen und für meine Mannschaft da zu sein, um dann gemeinsam die eigenen Erfolgsgeschichten zu schreiben – und das sind erst mal andere als die, für die Jupp Heynckes bekannt ist“.
Ole Werner will eigene Philosophie auf den Platz bringen
Womit Werner auch indirekt schon das Saisonziel benannte – den Klassenerhalt. Mit diesem Thema hielt er sich aber gar nicht lange auf. Als Aufsteiger sei es doch klar, dass als erstes der Abstieg verhindert werden müsse. Die Frage ist aber, wie das geschehen soll. Und da könnte der Auftakt beim VfL Wolfsburg erste Antworten liefern. Anders als die Pokalpartie in Cottbus. Den 2:1-Sieg beim Regionalligisten hatte Werner nur kurz analysiert, weil Werder dort als Favorit angetreten war.
„Diesmal sind wir sicherlich der Außenseiter“, meinte Werner. Der VfL besitze eine auch für die Bundesliga „außergewöhnliche Qualität“, was die individuelle Klasse, aber auch die Breite des Kaders betreffe. Außerdem sei schon jetzt die Handschrift des neuen Trainers Niko Kovac deutlich zu erkennen: ein hohes, aggressives Pressing, um dadurch Dominanz zu erlangen. Damit habe Kovac, so Werner, auf all seinen Stationen großen Erfolg gehabt – bei der kroatischen Nationalmannschaft, Eintracht Frankfurt, dem FC Bayern und der AS Monaco. Doch bei allem Respekt, verstecken will sich Werner mit seinem Team bei Werders Bundesliga-Rückkehr in Wolfsburg keineswegs. „Wir versuchen, möglichst viel von unseren Stärken auf den Platz zu bringen“, kündigte der Coach an. Werder will selbst den Ball haben und das Spiel bestimmen – wie in der 2. Liga.
Einfach wird das sicher nicht. Doch Werner hat sich intensiv auf seinen Aufstieg und den seines Klubs vorbereitet. „Ich habe schon in Einzelgesprächen mit erfahrenen Spielern ausgelotet, was in der Liga anders ist.“ Dabei ging es nicht nur um sportliche Dinge, sondern auch um Stimmungen. Was passiert zum Beispiel im Umfeld, wenn es mal nicht so läuft? Diese Realität möchte Werner persönlich aber noch nicht so schnell kennenlernen. Natürlich hofft er auf einen positiven Start. Und gegen diesen Vergleich mit Jupp Heynckes hätte er vielleicht nichts einzuwenden: Der war 1979 mit einem 1:1 gegen den FC Schalke in seine Karriere als Bundesliga-Trainer gestartet. Für Werner wäre das gewiss kein schlechtes Ergebnis für einen Auftakt beim VfL Wolfsburg. Doch diese Fokussierung auf seine Person mag der 34-Jährige einfach nicht: „Es geht nicht um mich, sondern nur darum, die Ziele des Vereins und der Mannschaft zu erreichen. Dafür arbeite ich.“