Es sind aktuell ungewohnte, aber sehr schöne Zeiten für alle Werder-Fans. Die Bremer stehen seit Sonntag nach 5499 Tagen erstmalig am Ende eines kompletten Spieltags wieder an der Tabellenspitze. Als dies das letzte Mal gelang, hatten Miroslav Klose und Hugo Almeida am 31. Januar 2007 für einen 2:0-Auswärtssieg in Leverkusen gesorgt. Zwar ist Werder dieses Mal „nur“ Spitzenreiter in der 2. Liga, hat dafür aber einen ganz besonderen Verfolger im Nacken: seinen Erzrivalen Hamburger SV. Es ist eine Tabellenkonstellation, die in der Historie beider Vereine alles andere als häufig vorkam – genauer gesagt, war es in der Bundesliga bislang nur ein einziges Mal der Fall.
Wir schreiben die Saison 1964/1965. Die Bundesliga befindet sich nach ihrer Gründung ein Jahr zuvor in ihrer zweiten Spielzeit. Werder startet erfolgreich in die Saison und grüßt nach drei Spieltagen mit zwei Siegen und einer Niederlage von der Tabellenspitze. Der Rivale aus Hamburg eröffnet seine Serie mit einem Sieg und zwei Unentschieden. Dank der damaligen Zwei-Punkte-Regel reichte dem HSV diese Ausbeute, um sich hinter Werder auf Rang zwei zu positionieren. Der dritte Spieltag, ausgetragen am 5. September 1964, ist bis heute der einzige in der Bundesliga geblieben, nach dem Werder als Tabellenführer direkt vor dem HSV rangieren durfte. Am Ende der Saison wartete damals übrigens die erste Deutsche Meisterschaft auf die Bremer. Der HSV dagegen brach nach seinem guten Saisonstart ein und beendete die Spielzeit auf dem elften Rang. Mitentscheidend für die unterschiedlichen Richtungen, welche die beiden Vereine damals eingeschlagen haben, war das direkte Duell im Nordderby. Fast auf den Tag genau vor 57 Jahren begegneten sich HSV und SVW am 13. Februar 1965 in Hamburg zum Kräftemessen. Als Spitzenreiter reisten die Bremer um die Stars Horst-Dieter Höttges, Arnold „Pico“ Schütz und Max Lorenz zum damaligen Tabellenfünften nach Hamburg und machten mit einem deutlichen 4:0-Auswärtserfolg einen enormen Schritt in Richtung Meisterschaft. Als Derbyheld tat sich vor allem Klaus Matischak hervor, der neben dem Treffer von Schütz sowie einem Eigentor von Dieter Seeler einen Doppelpack geschnürt hatte.
Gegen einen ähnlichen Spielverlauf am kommenden Sonntag beim Spiel gegen den HSV hätten die Werder-Fans sicher nichts einzuwenden. Es würde die aktuell so positiven Zeiten für alle Bremer-Anhänger schließlich noch einmal ein Stück schöner gestalten.