Bremen. Es geschah am späten Abend des 19. Februar 2011. Werder hatte am Nachmittag nach einer erbärmlichen Vorstellung mit 0:4 beim Hamburger SV verloren. Als die Profis mit dem Mannschaftsbus einige Stunden später zurück in Bremen am Weserstadion eintrafen, hatten enttäuschte und aufgebrachte Fans die Rampe an der Ostkurve blockiert. Der Bus kam nicht mehr weiter, schließlich stiegen Spieler, Trainer und Manager aus, um sich den Fans zu stellen. Was damals folgte, war eine Aussprache, die alle Beteiligten hinterher als sehr hart in der Sache, aber sachlich in der Art und Weise beschrieben.
Als sich der Werder-Bus an diesem Sonnabend von Heidenheim in Richtung Flughafen Memmingen in Bewegung setzen wollte, steckte er wieder fest. Ein paar Dutzend Fans hatten sich vor das Mannschaftsgefährt gesetzt. Eine Diskussion zwischen Profis, Sportlicher Leitung und Anhang gab es diesmal nicht, das erledigte stattdessen Fanbetreuer Till Schüssler. Als eine Art "Initialzündung" hatten damals im Winter einige Spieler die Diskussion nach der HSV-Partie bewertet. Was folgte, waren acht Spiele ohne Niederlage; eine Serie, die sich im Nachhinein als existenziell für das Überleben in der ersten Liga herausstellte.
Die Botschaft ist auch diesmal angekommen - sagten jedenfalls diejenigen Spieler, die von den Reportern gestern Morgen nach dem Training auf die Fanblockade angesprochen wurden. "Ich kann die Enttäuschung verstehen, wir können uns für unsere Leistung nur entschuldigen", sagte etwa Mannschaftskapitän Clemens Fritz, "Heidenheim liegt ja nicht um die Ecke, das war eine lange Reise für die Fans." Die für Bremer Verhältnisse vehemente Reaktion ist nach Fritz' Einschätzung dem enttäuschenden Verlauf der Vorsaison geschuldet. "Die Fans beobachten uns jetzt anders. Da hat sich was angestaut. Die Fans haben Angst, dass es so weitergeht." Und? Müssen die Fans Angst haben? Ja. "Wenn wir so weiterspielen", sagt Fritz.
"Nein", sagt Thomas Schaaf. Der Werder-Trainer räumte zwar ein, dass die Pokalpartie beim Drittligisten Heidenheim ähnlich wie eine Woche zuvor der Auftritt beim Kurzturnier in Southampton ein "Rückschritt" und die Enttäuschung riesig sei, und dass der Schaden (gerade auch der finanzielle) dem Verein "weh" tue. "Aber", sagte Schaaf auch, "aber wir haben in der Vorbereitung überwiegend ein ganz anderes, viel besseres Bild gezeigt." Heißt für die Zukunft also: Lieber häufiger so spielen wie gegen Freiburg (4:3) und Piräus (1:1) und nicht mehr so wie in Heidenheim und Southampton.
Verständnis für den Frust der Anhänger zeigte auch Schaaf ("Wir sind ja auch nicht zufrieden"), fügte jedoch an: "Über die Art und Weise lässt sich diskutieren." Einen kompletten Stimmungsumschwung in der Anhängerschaft befürchtet der Cheftrainer nicht. Er sagt: "Das große Echo, das wir bekommen, ist ein ganz anderes."