Nein, nein – es mache nun wirklich keinen Sinn, schon vor einem 19. Spieltag „groß auf die Tabelle zu schauen und den Taschenrechner rauszuholen“, betont Ole Werner. Wohl wissend, dass Werder Bremen mit einem Sieg am Sonntag beim VfB Stuttgart (15.30 Uhr) den Abstand zur Abstiegszone in der Fußball-Bundesliga von jetzt schon guten acht auf stolze elf Punkte vergrößern könnte. Doch diese Rechnung kommt dem Trainer viel zu früh, „die Saison ist ja gerade erst halb rum“. Doch ganz ohne Mathematik geht es auch bei einem Ole Werner nicht, was er aber mal eben so im Kopf ausrechnet: „Wir brauchen mindestens noch 16 Punkte, um in der Liga zu bleiben. So lange vorne keine Vier steht, müssen wir uns um nichts anderes Gedanken machen.“
Das ist auch gleichzeitig die Antwort darauf, ob Werder nach dem Sieg gegen den VfL Wolfsburg und einem sicheren Platz zehn im Niemandsland der Tabelle nun etwas entspannter sein könnte. „Ich weiß nicht, wie ich auf die Idee kommen könnte, Spannung zu verlieren – nullkommanull! Wir wissen einfach, dass jede Woche von uns 100 Prozent gefordert sind. Ansonsten geht es in die falsche Richtung. Wir sind gerade einmal den halben Weg gegangen“, stellt Werner unmissverständlich klar. Für einen Aufsteiger laufe es gut, aber eine Garantie auf den angepeilten Klassenerhalt würde das nun wirklich nicht bedeuten.
Und schon gar nicht solle jemand auf die Idee kommen, den nächsten Gegner zu unterschätzen. Der VfB Stuttgart steht mit gerade einmal 16 Zählern auf Rang 15 – punktgleich mit dem VfL Bochum auf dem Relegationsplatz. Als Feuerwehrmann ist in der langen Winterpause ein gewisser Bruno Labbadia verpflichtet worden. Der ehemalige Werder-Profi hat schon so manchem Traditionsklub aus der Patsche geholfen. Bei seiner jüngsten Mission wartet er in der Liga allerdings noch auf einen Sieg. Der 1:2-Niederlage bei RB Leipzig folgten Unentschieden gegen Hoffenheim (2:2) und Mainz (1:1). Da tat der 2:1-Erfolg unter der Woche im DFB-Pokal-Achtelfinale beim Zweitligisten SC Paderborn schon richtig gut.
Ole Werner: "Das kann ein richtig gutes Fußballspiel werden"
„Der VfB ist seit dem Winter sehr gut drauf. Für die Leistung, die sie gezeigt haben, haben sie zu wenig Punkte geholt“, urteilt Werner. Wie genau sich die Schwaben unter Labbadia im Vergleich zu Vorgänger Pellegrino Matarazzo spielerisch verändert haben, mag der Werder-Coach zwar nicht so gerne beschreiben, erklärt den Gegner aber dennoch ausführlich: „Der VfB verteidigt sehr kompakt und sehr aggressiv. Im eigenen Ballbesitz versuchen sie, die Geschwindigkeit, die sie auf allen Positionen haben, in die Waagschale zu werfen. Sie wollen aus hektischen Spielphasen heraus gefährlich werden. Zuletzt waren sie auch bei Standards gefährlich.“
Werder muss also auf der Hut sein. Das gilt speziell auch für Konter. Da gehören die Bremer zu den anfälligsten Teams der Liga. Werner schiebt es allerdings auch auf die eigene Spielweise, die Ballbesitz und ein Herauskombinieren aus der eigenen Hälfte vorsieht. Da könnten gerade einem Aufsteiger folgenschwere Fehler unterlaufen. „Da haben wir uns aber weiterentwickelt“, betont Werner und hofft auf eine Fortsetzung dieses Prozesses. Was ohne den gesperrten Mitchell Weiser freilich etwas schwieriger werden dürfte. Wer ihn auf der rechten Seite ersetzen soll, lässt der Coach bewusst offen, um dem Gegner ein kleines Rätsel zu bescheren.
Eine kleine Überraschung dürfte aus Bremer Sicht auch die Mercedes-Benz-Arena bieten. Denn die wird wieder einmal umgebaut – diesmal pünktlich zur Europameisterschaft 2024. Für 130 Millionen Euro gibt es eine neue Haupttribüne. „Da fehlt zwar ein bisschen was vom Stadion“, weiß auch Werner: „Aber da ist es immer sehr stimmungsvoll. Und der Auswärtsblock ist auch wieder voll. Es dürfte also laut werden.“ Rund 4500 Werder Fans werden in der ausverkauften Arena erwartet – und die dürfen, so Werner, ganz unabhängig von der Tabelle zumindest mit einem rechnen: „Die Stuttgarter sind gut drauf, wir sind gut drauf – das kann ein richtig gutes Fußballspiel werden.“