Bremen. Es werden nicht viele Plätze frei bleiben im Flieger nach Stuttgart, wenn sich Werder heute früh um zehn Uhr auf den Weg in sein drittes - und letztes - Trainingslager der Saisonvorbereitung macht. An Bord fehlen dann, Stand gestern, von all den verletzten Profis allein Per Mertesacker, Sebastian Boenisch und Mikaël Silvestre. Das ist, am Ende einer turbulenten und schlagzeilenträchtigen Werder-Woche, doch mal eine gute Nachricht.
Zumindest auf den ersten Blick. Denn dass Trainer Thomas Schaaf die Reise heute mit einem deutlich größeren Kader als noch zu Beginn der Woche bei der Kurzreise nach Erfurt und Chemnitz antreten kann, sagt wenig über die aktuelle Personallage bei Werder aus. Sie ist und bleibt, das ist die weniger gute Nachricht, prekär.
Denn überspitzt ausgedrückt ließe sich behaupten, dass dieser Flug in den Südwesten der Republik zugleich eine Art Reha-Flug ist. Kurzfristig (Tim Borowski) und mittelfristig (Denni Avdic) verletzte Spieler werden ebenso dabei sein wie die schon deutlich problematischeren Fälle Naldo, Sebastian Prödl und Claudio Pizarro. Naldo (Knieverletzung), das nur zur Einordnung, fehlt der Mannschaft seit 14 Monaten; Sebastian Prödl (OP am Gesäßmuskel) seit März; Claudio Pizarro (aktuell Innenbandriss) schleppt sich, unterbrochen von mal kürzeren, mal längeren Phasen, in denen er spielen konnte, seit fast einem Jahr von einer Verletzung zur nächsten.
Zwei Wochen vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal gegen den 1. FC Heidenheim ist das Trio in der heißen Phase der Vorbereitung dabei - ohne aber der Mannschaft auf dem Weg in die neue Saison wirklich helfen zu können. Sie werden auch in Donaueschingen weiterhin individuell trainieren, was insofern ungewöhnlich ist, als dass Spieler, die noch nicht in die Mannschaft eingebunden werden konnten, in den Vorjahren lieber zum Abspulen ihrer Reha-Programme zurück in Bremen gelassen wurden. "Es schadet aber ja nicht", sagt Trainer Schaaf nun. Gerade im Fall Naldo, der fast schon als eine Art Neuzugang betrachtet werden darf, bietet die aktuelle Dienstreise den Vorteil, dass er sich nach langer Abwesenheit wieder in Werders Gemeinschaft einfinden kann. "Und das ist doch positiv", sagt Schaaf.
Und positive Signale können sie bei Werder in diesen Tagen gut gebrauchen. Nicht nur wegen des schwelenden Streits in der Führungsebene um weitere Transfers (wir berichteten), sondern auch vor dem Hintergrund der bisherigen Vorbereitung. Denn deren Verlauf darf als allenfalls durchwachsen bezeichnet werden. Einer Niederlage (4:5 gegen den dänischen Erstligisten FC Midtjylland) folgten aktuell ein mühsamer Sieg (2:1 bei Rot-Weiß Erfurt) sowie ein nicht weniger müdes Unentschieden (0:0 beim Chemnitzer FC) gegen deutsche Drittligisten. Kurz vor Saisonbeginn hat Werder noch Luft nach oben. Um genau zu sein: einiges an Luft.
Ob dieses Maß an Luft auch gleichermaßen dünn ist, wird die kommende Woche zeigen. Denn die Schlussphase der Vorbereitung hält nun auch die ersten Härtetests bereit. Der Auftakt heute gegen den Verbandsligisten FV Donaueschingen (18.30 Uhr) darf durchaus als in den Abend verlagerte Trainingseinheit betrachtet werden, doch dann gilt es. Am Dienstag tritt Werder beim SC Freiburg (19 Uhr) in dessen badenova-Stadion zum Vergleich mit einem Liga-Konkurrenten an, auf dem Rückweg aus Donaueschingen wartet am Sonnabend, 23. Juli, bei einem Blitzturnier in England mit Gastgeber FC Southampton sowie Athletic Bilbao dann auch internationale Konkurrenz aus namhaften Ligen auf die Bremer. Es wäre eine hübsche Gelegenheit, um auch mal wieder uneingeschränkt gute Nachrichten zu produzieren.
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