Bremen. Düsseldorf, ja, Düsseldorf wäre doch eine Gelegenheit gewesen. Eine Chance für Özkan Yildirim, sich zu zeigen, wie es im Fußballersprech gerne heißt, zu beweisen in einem Bundesliga-Spiel, dass er es kann. Bei Werder fehlte viel Personal, sehr viel Personal, sodass der drei Tage zuvor 20 Jahre alt gewordene Jung-Profi eine leise Hoffnung hegte. Sie zerschlug sich, wieder einmal, und deshalb grübelt Özkan Yildirim weiter über seine Zukunft.
Özkan Yildirim ist ein ruhiger, sachlicher, freundlicher junger Mann. Aber auch selbstbewusst. "Ich weiß, was ich draufhabe", sagt er, und diese Aussage kommt nicht überheblich herüber, sondern als nüchterne Feststellung. Er gilt bei Werder als eine hoch talentierte Nachwuchskraft, seine Qualitäten als Fußballer hat er auch schon in der Bundesliga unter Beweis gestellt. Viermal durfte er in dieser Rückrunde mitspielen; einmal etwas mehr als eine halbe Stunde, doch das war beim 0:5 in Dortmund, ein denkbar undankbares Spiel für eine Premiere.
Beim nächsten Mal, gegen Hannover 96, wurde er eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt – und belebte nicht nur das Bremer Angriffsspiel, sondern bereitete auch das entscheidende Tor zum 2:0 durch Nils Petersen vor. Eine Woche später, zum Spiel in Stuttgart, stand er nicht einmal im Kader.
Es sind solche Momente wie gegen Stuttgart oder Düsseldorf, die Özkan Yildirim bei einer wichtigen Entscheidung zögern lassen. Soll er? Soll er nicht? Der Vertrag, der ihn weiter an Werder binden würde, liegt ihm vor. Es ist schon der zweite Entwurf, eine verbesserte Fassung. "Ein sehr gutes Angebot" hat es unlängst Sportchef Thomas Eichin genannt. Yildirim müsste ihn nur unterschreiben. Aber er tut es nicht, denn dieser Vertrag könnte sich wesentlich auf den weiteren Verlauf seiner Karriere auswirken.
"Es geht mir nicht um Zahlen", sagt Yildirim und berichtet von Stimmen, die ihn einen "geldgeilen Jungen" nennen, weil er das erste Bremer Angebot abgelehnt hat. Das hat ihn getroffen. Denn der junge Sulinger will sich beweisen, will es allen zeigen – er will doch nur spielen. Um endlich den Durchbruch zu schaffen, endlich mit seiner Karriere durchzustarten. Das wissen auch andere im Verein, wie Thomas Eichin: "Als junger Spieler will man immer spielen."
Das verwundert vor allem nicht bei einem Spieler von der Qualität eines Özkan Yildirim. Der Außenangreifer hat die deutschen Jugend-Nationalteams durchlaufen, war zuletzt sogar Kapitän der U18 des DFB. Vor allem aber sind ihm andere seiner Generation voraus: "Julian zum Beispiel." Yildirim meint Julian Draxler, den Schalker. "Er hat das Vertrauen von Schalke bekommen", sagt Yildirim. Er sagt nicht, dass er sich selbiges Vertrauen auch von Werder wünschen würde. Draxler, der frühere Teamkollege aus der U18-Nationalelf, durfte sich in Gelsenkirchen beweisen, wieder und wieder. Mittlerweile beweist sich Draxler bei Joachim Löw.
Özkan Yildirim kann sich heute Abend bei Werder beweisen. Einer Unterschrift wird ihn das jedoch kaum näher bringen. Yildirim fährt mit der viertklassigen Reserve zum Regionalliga-Spiel nach Goslar.