Einige Fans haben sich bei Relegationsspielen daneben benommen und direkt kommt die Forderung, in diesem Fall von Martin Kind, die Stehplätze abzuschaffen. Das ist falsch, meint Redakteurin Kea Müttel.
Schon wieder die gleiche Nummer. Einige Fans haben sich bei Relegationsspielen daneben benommen und wie aus der Pistole geschossen kommt die Forderung, in diesem Fall von Hannovers Präsidenten Martin Kind, die Stehplätze abzuschaffen.
Natürlich, was in München und Braunschweig passiert ist, darf nicht bagatellisiert werden. Aber was in diesem Zuge auch nicht vergessen werden darf: die positiven Seiten der Stehplätze. Einmal geben sie jungen und einkommensschwachen Menschen die Möglichkeit, ihren Verein hautnah zu erleben und auf der anderen Seite sind sie eben auch der Ursprung der Fankultur, die für viele gute Sachen steht: miteinander Singen. Gemeinsames Spieltagserleben. Choreografien basteln. Junge Menschen erlernen in Fanstrukturen demokratische Prozesse, setzen sich mit ihrer Umwelt auseinander.
Ohne Stehplätze gäbe es all das nicht in dem heutigen Ausmaß. Und genau dafür ist die Bundesliga auch berühmt. Gerade in England gucken viele Fans immer wieder neidisch auf die deutschen Stadien mit Stehplätzen. Die Fans deutscher Mannschaften werden bei internationalen Partien oft für ihre andauernde Unterstützung gelobt. Aber genau diese Stimmung gibt es eben nicht ohne Stehplätze – man kann nicht das eine loben und das andere verteufeln, ohne die Zusammenhänge zu sehen. Es wirkt ein wenig so, als ob Menschen wie Martin Kind die Geschehnisse bei den Relegationsspielen nutzen, um ihre Interessen durchzusetzen.
Nach der Meisterschaft in München gab es bundesweit Kritik für die schlechte Stimmung in der Allianz Arena. Aber laute Atmosphäre und Anfeuerungen kommen nicht einfach so. Wer die – manchmal auch (zu) wilde – Fußballstimmung haben will, der darf nicht auf Stehplätze verzichten wollen!