Erst das Stadionverbot, nun die Klage: Werder Bremen und dessen Ex-Profi Tim Wiese treffen sich womöglich bald vor Gericht. Der 41-Jährige will das vom Verein bis zum Ende des Jahres verhängte Stadionverbot nicht länger hinnehmen und hat beim Landgericht Bremen Klage eingereicht. Das berichtet die „Bild“-Zeitung. Wiese soll am 12. März beim Heimspiel gegen Bayer Leverkusen im Weserstadion eine Catering-Mitarbeiterin beleidigt und damit gegen die Stadionordnung verstoßen haben. Werder sprach deshalb Anfang April nicht nur ein Stadionverbot aus, sondern untersagte auch Einsätze des Keepers in der Traditionsmannschaft der Grün-Weißen.
„Der ganze Vorwurf ist konstruiert. Es gab keine Beleidigung. Und dafür gibt es genug Zeugen“, sagte Wiese der Zeitung. Laut Klageschrift habe „keine ordnungsgemäße Anhörung“ stattgefunden. Zudem seien Zeugen, die Wiese angeblich entlasten, „vorsätzlich außen vor gehalten worden“. Es fehle eine aussagekräftige Begründung, und ein Stadionverbot setze zudem eine „Gefahr künftiger Störungen“ voraus, was nicht plausibel erklärt worden sei. „Werder hat hierbei nahezu alle rechtlichen Vorgaben des DFB aufs Gröbste missachtet. Werder hat offenbar kein Interesse an einer näheren Aufklärung des Sachverhalts“, ließ sich Wieses Rechtsanwalt Heiko Klatt zitieren.
Werder-Offizielle schweigen zur Wiese-Affäre
Und was sagt Werder? Nichts! Die Offiziellen des Klubs schweigen auch weiterhin, wollen sich zum Fall Wiese nicht äußern. Offenbar geht es dabei auch darum, das mögliche Opfer zu schützen. Nach Informationen unserer Deichstube stützt sich Werders Entscheidung auf die Aussagen mehrerer Zeugen. Es hat im Zuge des Stadionverbotsverfahrens auch eine Anhörung von Wiese gegeben. Erst danach wurde der Ex-Profi dann schriftlich per Einschreiben mit Übergabe über die Maßnahmen des Klubs informiert.
Das Verhältnis zwischen Werder und Wiese ist seit Jahren angespannt. Der Keeper hatte sich in der Vergangenheit in den sozialen Medien auf Fotos mit Personen aus der rechten Szene gezeigt. Darauf machten im Herbst Fans in der Ostkurve mit einem Banner aufmerksam und forderten Werder Bremen zum Handeln auf. Der Klub bat Wiese zum Rapport und drohte mit Konsequenzen. Der 41-Jährige beteuerte, keine Kontakte in die rechte Szene zu haben. Wenig später tauchten Bilder von Wiese beim Besuch des Bremer Freimarkts auf – wieder mit Personen aus dem rechten Milieu. Werder reagierte, distanzierte sich deutlich vom ehemaligen Spieler und untersagte dessen Einsatz in der Traditionself.
Im März erfolgte eine Annäherung. Ausschlaggebend dafür war ein Interview. „Ich bin kein Rechter“, hatte Wiese gegenüber der „Sport-Bild“ betont und angeboten, Werder bei Projekten im Kampf gegen Rechts und Rassismus zu unterstützen. Das Thema hatte sich nach dem Vorfall im Weserstadion erledigt – und nun droht eine Fortsetzung der Wiese-Story bei Werder vor Gericht.