
Klaus-Dieter Fischer hat mehr als 80 Bundesliga-Duelle zwischen Werder und Bayern in offizieller Funktion für die Bremer miterlebt. Auf das Spiel im Weserstadion freut sich der Ehrenpräsident ganz besonders – und das hat auch mit dem verbalen Hin und Her zwischen Thomas Eichin und Matthias Sammer in dieser Woche zu tun, wie er Marc Hagedorn erzählte.
Ein Bremer sagt etwas, ein Münchner kontert – ist das nicht fast wie früher, Herr Fischer?Klaus-Dieter Fischer: Ein wenig erinnert das daran, ja. Aber der Ausgangspunkt von damals hatte einen vielen ernsteren, ja böseren Hintergrund, als es heute der Fall ist. Es war 1985, da hat Klaus Augenthaler unseren besten Spieler Rudi Völler brutalst von den Beinen geholt. Und nachher haben sich die Bayern darüber auch noch lustig gemacht.
Heute dagegen ...
Das, was sich jetzt abspielt, ist eher ein harmloses Ballyhoo. Was ist denn passiert?
Thomas Eichin hat die Schiedsrichter aufgefordert, ohne Bayern-Bonus zu pfeifen.
Und damit hat Thomas Eichin doch nur das gesagt, was die meisten denken, die nicht zum FC Bayern halten.
Bayerns Matthias Sammer hat das aber zu einem Konter animiert. Er hat Thomas Eichin unterstellt, einmal zu viel einen Puck an den Kopf bekommen zu haben.Und diese Reaktion fand’ ich, ehrlich gesagt, unter der Gürtellinie. Man kann sagen, dass Matthias Sammer Thomas Eichin damit indirekt für verrückt erklärt hat. Eine solche Kritik wird persönlich. Und das gehört sich nicht.
Wie finden Sie das überhaupt, dass Thomas Eichin vor einem Bayern-Spiel ein Thema anfasst, das die Bayern ärgert. Andere Bundesliga-Trainer oder Klubvertreter sprechen lieber davon, dass es eine Ehre sei, gegen die Bayern zu spielen.
Ich bin mir sicher, dass auch bei Thomas Eichin und bei unserer Mannschaft eine große Freude da ist, gegen Bayern zu spielen. Das ist einfach eine tolle Mannschaft. Aber Thomas Eichin muss als Verantwortlicher und Geschäftsführer von Werder Bremen auch dafür sorgen, dass die Ehrfurcht vor den Bayern nicht zu groß wird.
Dann fanden Sie Thomas Eichin also nicht zu frech?
Nein, überhaupt nicht.
Die Bayern aber offenbar schon.
Und das ist doch genau der Punkt: Bayern kommt immer mit dieser Mia-san-mia-Einstellung. Die Bayern wollen eine besondere Rolle spielen. Dazu gehört etwa, dass sie ihre Möglichkeiten ausnutzen, um zum Beispiel durch Spielertransfers und Abwerbeversuche ihre Konkurrenz zu schwächen. Dabei hätten sie das gar nicht nötig. Wenn die Bayern was Besonderes sein wollen, dann müssen sie auch damit leben, dass sie mit ihrer Art nicht bei allen gut ankommen.
Sportlich war die Sache in den vergangenen Jahren klar: 1:6, 0:7, 2:5 und 0:6 hat Werder gegen Bayern zuletzt verloren. Täuscht der Eindruck, oder glauben diesmal tatsächlich wieder ein paar mehr Leute an eine Überraschung?Ich merke, dass die Fans in der Stadt diesmal anders drauf sind als in den vergangenen Jahren. Sie freuen sich auf das Spiel. Das liegt aber auch daran, wie unsere Mannschaft seit einiger Zeit spielt. Wir haben zu einem Stil und einer Stärke zurückgefunden, sodass wir uns nicht mehr verstecken müssen. Die Bayern sind noch Favorit, ganz klar, und wir sind der Underdog. Aber dass man daran glaubt, dass der Kleine dem Großen vielleicht doch eins auswischen kann – das ist doch schön, davon lebt doch der Sport.
Und wenn die Bayern jetzt besonders gereizt sind?
Das glaube ich nicht. Abgesehen von dem Spiel 1985 haben die Duelle Werder gegen Bayern nie von Unsportlichkeit oder Härte gelebt. Ich bin mir sicher, dass es auf dem Rasen auch diesmal sportlich und fair zugeht. Und auf den Rängen auch: Die Fans haben bei diesem ganzen Ballyhoo doch auch Spaß gehabt.
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