
„Wir ärgern uns über die Niederlage, obwohl wir gegen Dortmund gespielt haben“, sagte Kapitän Clemens Fritz. Mit ein bisschen Glück hätten die Bremer nämlich sogar einen Punkt holen können. Und das, obwohl sie mehr als die Hälfte des Spiels in Unterzahl bestreiten mussten, und obwohl mit Serge Gnabry ihr bester Offensivspieler schon Mitte der ersten Halbzeit ausgewechselt werden musste. „Bei uns ist heute schiefgelaufen, was schieflaufen konnte“, sagte Trainer Alexander Nouri, der das Ergebnis als „extrem bitter“ bezeichnete.
Es war nicht so, als hätte Werder keine Fehler gemacht; der BVB kam nicht etwa glücklich zu zwei Toren, sondern weil er Patzer der Bremer konsequent ausnutzte. Aber die Bremer kämpften so leidenschaftlich, dass Dortmund es richtig schwer hatte, zu klaren Torchancen zu kommen. „Gegen Dortmund kann man nicht jede Offensivaktion verhindern“, sagte Nouri. „Aber wir haben die große Qualität des BVB nicht nur begrenzt zur Entfaltung kommen lassen, und dafür verdient die Mannschaft ein großes Kompliment.“
Fritz trifft die Latte
Damit meinte er ausdrücklich nicht die erste Viertelstunde, in der Werder hoffnungslos unterlegen war. Schürrle erzielte nach fünf Minuten das 1:0. Serge Gnabry hatte Marco Reus den Ball weggespitzelt und unfreiwillig Schürrle bedient. Der Angreifer umkurvte Drobny und traf. Direkt nach dem 0:1 musste Bauer im Strafraum viel riskieren, um Reus per Grätsche vom Torschuss abzuhalten. In der 11. Minute lenkte Drobny einen platzierten Flachschuss von Schürrle gerade noch um den Pfosten. Dortmund war fast durchgehend in Werders Hälfte.
In der 18. Minute gelang Werder nach dem ersten guten Spielzug zwar nicht der Ausgleich, aber trotzdem die Wende von einem Spiel auf ein Tor zu einem Spiel auf Augenhöhe. Kruse leitete Garcias Pass im Strafraum zu Bartels weiter, dessen Schuss aber nicht platziert genug war. Nach 35 Minuten war Werder zum ersten Mal richtig nah dran am 1:1. Delaneys harten Schuss konnte Weidenfeller nur nach vorne abwehren, der Nachschuss von Niklas Moisander ging knapp übers Tor. Die größte Chance zum Ausgleich hatte Fritz in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Sein Schuss aus 18 Metern prallte von der Latte knapp vor der Torlinie auf den Boden.
Dass Werder zu diesem Zeitpunkt zu solchen Chancen kam, war alles andere als selbstverständlich. Denn zum einen hatte Serge Gnabry das Feld schon nach 25 Minuten wegen Übelkeit verlassen. Und zum anderen waren die Grün-Weißen seit der 39. Minute ein Mann weniger. Bei einem langen Dortmunder Ball hatte Werder auf Abseits spekuliert. Drobny stürmte aus dem Strafraum heraus und sprang mit gestrecktem Bein auf Marco Reus zu. Mit den Stollen traf er den Angreifer am Oberschenkel. Die Rote Karte war völlig berechtigt; Drobny droht eine mehrwöchige Sperre. „Er musste herauskommen, ich mache ihm keinen Vorwurf“, sagte Nouri.
BVB profitiert von Stellungsfehlern
Nouri wechselte Felix Wiedwald ein; mit Claudio Pizarro musste bereits der zweiten Offensivspieler vom Feld. Wiedwald hielt Werder nach der Pause mit einer starken Fußabwehr gegen den platzierten Flachschuss von Marco Reus (58.) im Spiel – und direkt im Gegenzug gelang Werder der Ausgleich. Fritz verlängerte einen Einwurf zu Fin Bartels, der mit einem furiosen Sololauf in den Strafraum gelangte. Dort ließ er, obwohl zwei Dortmunder ihn bedrängten, Weidenfaller mit seinem platzierten Schuss keine Chance. „Ich habe schon hässlichere Tore geschossen“, sagte Bartels, der nach Gnabrys Auswechslung vom rechten Flügel in die Mitte gerückt war und auf der ungewohnten Position ein starkes Spiel machte.
Den Ausgleich hatte Werder sich in Unterzahl verdient, wenngleich Dortmund weiterhin mehr Torchancen hatte. Dabei profitierte der BVB immer wieder von Stellungsfehlern. Beim 1:2 sah Abwehrchef Lamine Sané nicht gut aus: Nach einer Ecke des BVB rückte er nicht mit raus, sodass Lukas Piszczek bei Guerreiros Flanke nicht im Abseits stand. Piszczek köpfte den Ball über Wiedwald zum 1:2. Beim Hin und Her in der Schlussphase hatten die Dortmunder die besseren Chancen, ohne aber zum Erfolg zu kommen.
Nouri tat sich schwer, das Spiel einzustufen. „Vom Ergebnis her ist es eine Niederlage, null Punkte“, sagte er. „Aber die Leistung der Mannschaft macht uns viel Mut für die nächsten Wochen.“ Mut, den sie am kommenden Sonnabend gegen den FC Bayern gut gebrauchen können.
Wir haben den Artikel am 22. Januar um 10.30 Uhr aktualisiert.
Werder Bremen - Borussia Dortmund 1:2 (0:1)
Werder Bremen: Drobny - Bauer, Sané, Moisander, S. García - Delaney, Fritz (80. Kainz) - Bartels, Gnabry (27. Vejlkovic) - Kruse, Pizarro (42. Wiedwald)
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszeck, Sokratis, Ginter, Schmelzer (46. Durm) - Weigl, Castro (70. Guerreiro) - Pulisic, Kagawa, Reus (70. Dembélé) - Schürrle
Schiedsrichter: Daniel Siebert
Tore: 0:1 Schürrle (5.), 1:1 Bartels (59.), 1:2 Piszeck (71.)
Gelbe Karten: Bauer, Delaney, S. García / Schürrle
Rote Karte: Drobny (Foulspiel)
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