
Werders Cheftrainer Viktor Skripnik erklärt, weshalb er seine Talente zur U 23 zurückschickt. Er will von allen Reaktionen sehen, sie als Gruppe kitzeln, fordern. „Sie müssen jetzt Männer sein“, hat er gesagt.
Als Gesprächspartner stand den Bremer Journalisten am Donnerstag Ulisses Garcia zur Verfügung. Das passte ganz gut, denn der Schweizer Juniorennationalspieler lebt gerade vorbildlich vor, wie sie sich das bei Werder mit dem sogenannten Werder-Weg vorstellen.
Denn zufrieden war Skripnik in den vergangenen Monaten schon mit sehr vielen seiner Nachwuchsleute. Florian Grillitsch etwa hatte eine starke Vorbereitung gespielt und war gleich im Pokal und in der Liga zum Einsatz gekommen. Maximilian Eggestein hatte zweimal in der Bundesliga auf der Zehner-Position spielen dürfen. Andere wie Luca Zander, Oliver Hüsing, Julian von Haacke oder Levent Aycicek hatte Skripnik immer wieder für ihr Engagement und ihr Talent gelobt – bis Werder sie sowie Marnon Busch und Melvyn Lorenzen jetzt geschlossen zurück zur U 23 geschickt hat.
Das soll zwar nicht das Ende des Werder-Weges sein. „Wir werden in Zukunft von unseren jungen Leuten noch profitieren“, ist Skripnik überzeugt, „aber jetzt haben wir hier die Realität.“ Und die Realität hat Skripnik zuletzt nicht mehr so gut gefallen. „Ich habe Angst, dass ich sie verliere“, sagt Skripnik über seine jungen Leute. Werder hat in den vergangenen Jahren viele Talente verloren, Trinks, Thy, Trybull, Hartherz. Das soll sobald nicht wieder passieren. Viktor Skripnik hat seine aktuellen Nachwuchsleute deshalb zuletzt ganz genau beobachtet. Sie haben regelmäßig mit den Profis trainiert, aber am Wochenende zumeist nur in der Reserve gespielt. Dritte Liga statt Bundesliga. Das gilt erst recht, seitdem die Bundesliga-Mannschaft jüngst zweimal in Folge gewonnen hat.
Und was hat Skripnik gesehen, als er seine jungen Spieler beobachtet hat? Hängende Köpfe und Schultern, Frust, Enttäuschung. Skripnik kann das verstehen, er hat als langjähriger Jugendtrainer unzählige 16-, 17-, 18-Jährige erlebt, die ihren Traum vom Profifußball verfolgen. Er weiß, wie schwer es ist, gegen Widerstände zu kämpfen, wenn einem jahrelang vieles in den Schoß gefallen ist.Skripnik hat das am Donnerstag ganz anschaulich beschrieben: „Du hast nur Training, dann spielst du in der Zweiten, verlierst, bist frustriert. Dann kommt der Kopf, du verlierst wieder, spielst nicht gut.“ Schon hat sich eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die Werders zweite Mannschaft ans Tabellenende geführt hat. Skripnik hätte nun zwei, drei Spieler aussortieren können, entschloss sich aber für die große Lösung. Er will von allen Reaktionen sehen, sie als Gruppe kitzeln, fordern. „Sie müssen jetzt Männer sein“, hat er gesagt.
Der Zeitpunkt für diese Entscheidung ist bewusst gewählt. Die Profis spielen ab Sonnabend innerhalb von sieben Tagen dreimal: gegen Ingolstadt, in Darmstadt und gegen Leverkusen. Auch die zweite Mannschaft, in die womöglich auch noch Lukas Fröde aus dem Profikader rutscht, hat in diesem Zeitraum ein strammes Programm: Beim VfB Stuttgart II, gegen Würzburg und in Erfurt spielt die Reserve. Vielleicht kehrt der eine oder andere ja schon nach dem Wochenende zurück nach oben. „Wenn sie gegen Stuttgart eine starke Leistung gebracht haben“, sagt Skripnik. Sie wären in diesem Fall den Werder-Weg dann mit einem Umweg gegangen.
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