
Was bleibt von Werders Bundesligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach? Milot Rashica und Maximilian Eggestein scheiterten kurz vor der Halbzeitpause mit guten Möglichkeiten am Gladbacher Torwart Yann Sommer. Davy Klaassen schaffte es nicht, den überragenden Keeper vom Elfmeterpunkt zu überwinden. Dass die Bremer zu diesem Zeitpunkt mit 0:2 in Rückstand lagen, basierte mal wieder auf den individuellen Fehlern in der Defensive. Im ersten Abschnitt gelang es zum wiederholten Male nicht, eine gegnerische Standardsituation erfolgreich zu verteidigen, nur zwei Minuten später verschätzte sich Jiri Pavlenka beim Herauslaufen. Dieses regelmäßige Auslassen von guten Torchancen gepaart mit immer wiederkehrenden individuellen Fehlern im Defensivverhalten führt dazu, dass Werder dem ausgegebenen Saisonziel europäischer Wettbewerb weit hinterherhinkt. Es langt in der Bundesliga nicht, nur attraktiven Offensivfußball zu spielen, sondern es ist in erster Linie erfolgreicher Fußball gefragt.
Zwischen dem, was der Verein sich vorstellt, und dem, was aktuell an Punkten da ist, klafft eine riesige Lücke. Es ist gut, dass Werder sich daher vorerst Zwischenziele setzen will. Momentan kann das Zwischenziel nur lauten, sich von den Abstiegsplätzen zu entfernen. Bei zwei Siegen aus elf Spielen kann man schlichtweg nicht von erfolgreichem Fußball sprechen.
Häufig ist der Satz zu hören, dass man am Ende schon für die eigene Arbeit und den großen Aufwand belohnt werde. Sicher ist aber: Man kann sich nur selbst belohnen. Und damit müssen die Spieler jetzt endlich mal anfangen. In anderen Vereinen wurde sich in der Vergangenheit schon ähnlich geäußert, am Ende des Tages sind sie abgestiegen. Deshalb ist es gefährlich, zu sagen, dass alles kommen wird. Die entscheidende Frage ist nämlich: Wann schaffen die Spieler es endlich, ihr Potenzial, das sie ohne Zweifel haben, auf den Platz zu bringen? Und zwar zu 100 Prozent.
Noch ein paar Worte zu Florian Kohfeldt: Du bist doch als Trainer machtlos, wenn du alles genau vorgibst und die Spieler sich nicht daran halten. Wenn man sich die Szene vor dem 0:3 anschaut: Wie weit wollte Marco Friedl denn noch zurückgehen? Es heißt immer: vorwärts verteidigen und nicht rückwärts. Rückwärts kann man laufen, wenn der Gegner versucht, einen Konter zu fahren und die eigene Abwehr sehr hoch steht, beziehungsweise man in Unterzahl ist. Andere Spieler begehen ebenfalls unerklärliche Fehler. Das hat dann auch nichts mit dem Training zu tun. Das ist einfach eine Qualität, die du mitbringen musst. Florian Kohfeldt hat schon häufig gesagt, dass es eine gute Trainingswoche war – und trotzdem kommt es dann in den Spielen zu eklatanten Patzern. Das zeigt, dass zwischen Training und Wettkampf ein himmelweiter Unterschied herrscht. Ein Spieler verliert durch solche Situationen durchaus an Mut. Die Gefahr ist, dass er in seinen Aktionen deshalb zögerlicher wird, wodurch noch mehr Fehler gemacht werden.
Trotzdem: Ich habe die Hoffnung und den Glauben an eine erfolgreiche Saison noch nicht verloren, muss allerdings auch mit dem Träumen aufhören. Bei genauerer Betrachtung der Tabelle kann es derzeit nur darum gehen, den Abstand zu den Abstiegsplätzen zu vergrößern. Dies muss das vorrangige Ziel in den nächsten Wochen sein. Nichts anderes.
Dieter Eilts (54)
schreibt als Kolumnist für den WESER-KURIER. Der Ehrenspielführer der Bremer, Europameister von 1996 und ehemalige U 21-Nationaltrainer schaut bei Werders Spielen in dieser Saison genau hin und analysiert die Leistungen der Mannschaft.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.