
Werder-Trainer Florian Kohfeldt änderte beim 4:0 gegen Augsburg seine Startelf im Vergleich zum Dortmund-Spiel nur auf einer Position: Für Nuri Sahin rückte Johannes Eggestein in die Mannschaft. Vor Jiri Pavlenka bildeten Theodor Gebre Selassie, Sebastian Langkamp, Niklas Moisander und Ludwig Augustinsson die Abwehrreihe, Philipp Bargfrede, Maximilian Eggestein und Davy Klaassen das Mittelfeld und Milot Rashica, Johannes Eggestein und Max Kruse den Angriff.
Augsburgs Trainer Manuel Baum hatte im Vergleich zum Pokalspiel in Kiel wieder mehr personelle Alternativen und machte von diesen auch Gebrauch. Insgesamt vier Wechsel nahm Baum vor und schickte seine Mannschaft in einem 3-4-3 aufs Feld, das gegen den Ball zu einem 5-3-2 wurde.
Auch Werder formte sich einmal mehr bei gegnerischem Ballbesitz in eine andere Grundordnung um. Wie schon öfter in dieser Saison wurde dafür Bargfrede mit einer Doppelaufgabe ins Spiel geschickt: Im eigenen Ballbesitz auf seiner angestammten Sechserposition, gegen den Ball als Libero und damit zentrales Glied der Fünferkette. Aus dem 4-3-3 wurde also ein 5-2-3, wenn Augsburg den Ball hatte.
Werder attackierte dazu im Pressing früh und gegen die drei Augsburger Innenverteidiger auch mit drei Spitzen. Dahinter rückten Maximilian Eggestein und Klaassen auf Augsburgs Sechser raus und die Flügelverteidiger wurden von Gebre Selassie und Augustinsson in Empfang genommen. Die richtungweisenden Aktionen setzte Werder aber in zwei anderen Disziplinen, die in dieser Saison sehr oft Probleme bereitet hatten. Nach nicht einmal einer halben Stunde hatte Werder den Gegner zweimal ausgekontert und einen Treffer nach einem Standard erzielt – allerdings auch unter gütiger Mithilfe des FCA, der sich seinen an sich stimmigen Matchplan selbst zerstörte.
Florian Kohfeldt stellte Rashica gegen Augsburgs Dreierkette nicht wie erwartet als einen von zwei Flügelangreifern auf, sondern als Mittelstürmer. Kruse übernahm dafür die linke Angriffsseite. Rashica sollte gegen Augsburgs Libero Rani Khedira seine Schnelligkeitsvorteile ausspielen und mit Dribblings gefährlich werden.
Gegen das sehr aggressive und hohe Augsburger Pressing mit klaren Mannorientierungen war ein Bremer Plan von vornherein, mehr über schnelle Umschaltmomente über die Flügel zu kommen als in den meisten Partien der Saison bisher. Das Positionsspiel war wichtig, nahm aber nicht wie schon so oft in dieser Saison den überragenden Charakter ein. Da fiel es auch nicht so ins Gewicht, dass Werder da einiges liegen ließ und etwa die Räume hinter Augsburgs Sechsern nur selten fand. Das Konterspiel funktionierte dagegen überragend und stellte nach wenigen Minuten schon die Weichen für den weiteren Spielverlauf, als Werder beim 1:0 eine Aneinanderreihung Augsburger Fehler eiskalt nutzte.
Michael Gregoritsch und Jonathan Schmid rückten nach einem Ballverlust im Mittelfeld nicht schnell genug ins Gegenpressing auf, Reece Oxford war zu weit weg von Kruse, der Klaassen bediente und zur Krönung bewegte sich Khedira als letzter Abwehrspieler dann auch noch aus dem Zentrum, statt den direkten Tiefenball auf Rashica zuzustellen.
Werders dritter Treffer war eine Kopie vom 1:0. Nach einem eigenen Einwurf und dem folgenden Ballverlust kam der FCA nicht geschlossen ins Gegenpressing, während Khedira auf den Ball rückte, verfolgte Oxford den startenden Rashica. Und dazwischen traf Johannes Eggestein nach einem Standard.
So schwach Augsburgs Defensivverhalten bis dato war, so ordentlich war das Offensivspiel der Gäste. Alfred Finnbogason suchte immer wieder die Tiefe und lauerte an der Abseitslinie, im Aufbau entzerrte der FCA das hohe Bremer Pressing durch zwei noch tiefer kommenden Sechser und stellte gleichzeitig in der letzten Linie mit vier Spieler eine gute Gegnerbindung her. So konnte sich Augsburg immer besser befreien und fand in Gregoritsch und Dong-won Ji zwei Angreifer, die immer mal wieder ins Zentrum steuerten, überluden und sich dort anspielbar machten. Werder hatte damit durchaus ein paar Probleme und auch mit der Sicherung der Schnittstellen, in die sich Finnbogason gut bewegte. Allerdings passte das Timing bei den Gästen nicht, Augsburg fehlte immer ein Schritt, um diese im Ansatz guten Gelegenheiten besser auszuspielen.
Werder musste nach gut einer halben Stunde wechseln und passte dabei seine Grundordnung etwas an. Für den angeschlagenen Rashica kam mit Kevin Möhwald ein zusätzlicher Mittelfeldspieler, der sich neben Maximilian Eggestein und Klaassen zu einem Dreiermittelfeld einreihte. Im Angriff pressten nun nur noch Kruse und Johannes Eggestein.
Augsburg durfte den Ball behalten, wurde aber erst so richtig gefährlich, als es bereits 0:3 stand. Nach dem schönsten Angriff des Spiels rettete Jiri Pavlenka erst gegen Gregoritsch, wenige Minuten später gegen den durchgebrochenen Finnbogason im Eins-gegen-eins – womit auch schon ein weiterer entscheidender Unterschied beider Mannschaften ausgemacht war: Werder netzte bei vier Schüssen aufs Tor dreimal ein, Augsburg vergab beide Möglichkeiten alleine vor dem gegnerischen Torhüter.
Nach der Pause stellte Augsburg auf 4-3-3 um, zog Philipp Max in den Angriff und Ji eine Spur weiter nach hinten. Der Aufbau ging jetzt mehr über Jan Moravek aus dem rechten Halbraum, worüber die Gäste dann immer wieder auf den nachrückenden Konstantinos Stafylidis auf dem linken Flügel verlagern wollten. Werder ließ sich von den Augsburger Bemühungen aber nicht locken, sondern blieb sauber in der Ordnung. Und weil die Halbverteidiger Langkamp und Moisander beim Rausrücken sehr akkurat und aufmerksam blieben, hatte Augsburg außer Ballbesitz in ungefährlichen Räumen nichts zu bieten.
Auf den letzten Augsburger Versuch mit der Hereinnahme von André Hahn und der Umstellung auf 4-2-3-1 reagierte Kohfeldt wenig später mit der Umstellung auf eine Viererkette im 4-1-4-1, mit Bargfrede als einzigem Sechser, der nun vor der Abwehr aufräumte. Werder dominierte Spiel und Gegner bis zum Ende auch ohne Ball und setzte mit dem zweiten Tor nach einem Standard sogar noch den Schlusspunkt.
Nach dem Highlight gegen Dortmund im Pokal fuhr Werder im Tagesgeschäft einen Pflichtsieg ein, der auf eher untypische Art und Weise zustande kam: durch ein gutes offensives Umschaltverhalten, durch Effizienz vor dem Tor und zwei Treffer im Kontext von Standards.
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