
Frank Baumann kennt sich aus in Sachen Schlussverkauf. Vor zwei Jahren zum Beispiel machte Werders Sportchef den Transfer von Serge Gnabry erst am letzten Tag der Transferperiode perfekt. Ein Jahr später wiederholte er das Ganze dann bei Ishak Belfodil. Die Tinte unter Belfodils Vertrag war noch nicht ganz trocken, da wendete sich das Kalenderblatt auf den 1. September. Beide Wechsel, sowohl der von Gnabry aus London als auch der von Belfodil aus Lüttich, erwiesen sich als richtig und wichtig für Werder, und doch würde sich Frank Baumann wünschen, dass solche Last-minute-Einkäufe weit nach dem Saisonstart bald nicht mehr möglich sind. "Ich bin dafür, dass das Transferfenster in den europäischen Topligen früher schließt – am besten schon vor dem Saisonstart", sagt Baumann im Gespräch mit Mein Werder. "Dann wissen Trainer und Fans: Es kommt keiner mehr, und es geht auch keiner mehr."
In England wollen sie es in Zukunft genau so handhaben. Die Klubs aus der Premier League haben die Transferfrist in diesem Jahr erstmals vorgezogen, und zwar auf den 9. August, einen Tag vor dem ersten Saisonspiel zwischen Manchester United und Leicester City. Bislang waren Vereinswechsel auf der Insel – wie auch weiterhin in der Bundesliga – bis zum 31. August möglich. Auch unter den Bundesligisten herrscht offenbar Einigkeit darüber, dass das Transferfenster vor dem Saisonauftakt schließen sollte. In einer Umfrage des Fachblatts "Kicker" zum Beispiel sprachen sich im vergangenen Herbst 17 von 18 Bundesligaklubs für eine frühere Frist aus. Der Präsident der Deutschen Fußball Liga, Reinhard Rauball, kündigte daraufhin sogar einen entsprechenden Antrag im Präsidium an. Doch passiert ist seitdem nichts.
Das liegt zum einen daran, dass die Bundesligisten eine einheitliche europäische Lösung wollen und keinen weiteren Alleingang wie den der Engländer. Vermutlich spielt aber auch eine Rolle, dass die deutschen Klubs – bei allem Ärger über Spieler, die kurz vor dem zweiten Spieltag das Weite suchen könnten – zu den Profiteuren der neuen Regelung in England gehören. Sie können darauf hoffen, dass die Preise auf dem Spielermarkt abkühlen, wenn sich die finanzstarken Premier-League-Klubs am Donnerstagabend zurückziehen.
"In den kommenden Tagen wird noch einmal viel Geld hin und her fließen", glaubt Baumann. "Danach werden die Kader der englischen Klubs dann vermutlich sehr groß sein, sodass der eine oder andere Spieler aus England weggehen wird. Das wird aber nicht die erste Reihe der Topspieler sein, weil die englischen Klubs dann nicht mehr reagieren können. Es wird eher so sein, dass die Spieler, die wenig Aussicht auf Spielpraxis haben, auf dem Markt sein werden."
Spieler, die ihr Talent dann als Leihspieler unter Beweis stellen könnten. So wie einst Kevin De Bruyne, der vor ein paar Jahren vom FC Chelsea an die Bremer verliehen worden war. Doch Baumann ist skeptisch, dass Werder da noch ein Schnäppchen machen wird. Denn: "Es gibt noch viele Klubs aus anderen Ländern, Spanien und Russland zum Beispiel, die noch viel Geld auf dem Konto liegen haben – und dieses auch investieren möchten."
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