
Das sind mal stolze Zahlen: 80 statt 2,5 Millionen Euro Umsatz, 31.000 statt 3000 Mitglieder und demnächst ein Stadion mit einer Kapazität von 37.000 statt 22.000 Besuchern. Und auch dann - jede Wette - wird jedes Match ausverkauft und die Anzahl der VIP-Plätze verdoppelt sein. „Das ist für uns ein wichtiger Business-Faktor“, so Präsident Dirk Zingler auf einer Veranstaltung des Verbandes Berliner Kaufleute und Industriellen (VBKI) vor einigen Tagen. Fußball und Bier sind Heimat, seit 100 Jahren kicken sie in Köpenick an der gleichen Stelle, in der Wuhlheide, im Stadion an der alten Försterei.
Das Forsthaus steht nebenan übrigens immer noch, ansonsten hat sich viel verändert im Berliner Osten. Eisern Union war in Ost-Berlin immer auch der Klub der Regimegegner und wird heute von einem ehemaligen Angehörigen des Wachregiments „Feliks Dzierzynski“ und inzwischen sehr erfolgreichen Unternehmer präsidiert - einige sagen kommandiert -, der den Mund sehr gern sehr voll nimmt. Fananleihen bezeichnet Dirk Zingler als vorsätzlichen Betrug, in Leipzig, Wolfsburg, Leverkusen oder Hoffenheim würde Fußball für Marken statt für Menschen gemacht. Und Vereine, die schuldenfrei seien, seien gleichzeitig auch risikofrei.
Es gibt Leute im Umfeld, die dem ehemaligen Stasi-Soldaten Zingler eine gewisse Auftritts-Arroganz nicht absprechen wollen. Union, so das Eigenverständnis, stehe immer noch für den hehren, reinen Old-School-Fußball ohne überflüssigen Kommerz. Im Stadion gibt es bis heute nur Bratwurst und Bier, im Moment verhandelt Marketender Toni Koch über die Einführung des Original-Berliner Erfolgsproduktes „Knalle Popcorn“. Weniger mit Knalle-Boss Christopher Peters denn mit den eigenen Fangruppen. Einige hätten wahrscheinlich lieber auch Ketwurst und Grilletta zurück. Ich habe allergrößten Respekt vor dem sportlichen Weg der Eisernen, aber, ganz ehrlich, mir ist da deutlich zu viel DDR-Nostalgie im Spiel („Wir setzen auf die Kraft und die Ideen der Vielen“, Dirk Zingler). Vor allem der sinngemäße An- und Ausspruch „Nur wir Unioner bewahren den wahren Fußball vor seinem endgültigen Ausverkauf“ wird, siehe ganz oben, von der Wirklichkeit inzwischen konterkariert. Größter wirtschaftlicher Nutzen entsteht eben durch sportlichen Erfolg, und den haben sie.
Und Werder? Hatte erst einmal die Gelegenheit sich von der Emotionalität und Lautstärke der Union-Fans zu überzeugen. Vor ziemlich genau zehn Jahren, einem Monat und einer Woche hieß es in der ersten Runde des DFB-Pokals vor 18.955 Besuchern zum Schluss 0:5. Per Mertesacker habe ich am vergangenen Wochenende in London nach seinen Erinnerungen an das Spiel gefragt: „Die Union-Fans waren so heiß wie das Wetter, haben uns aber respektvoll behandelt. So wie es eigentlich sein sollte."
Die letzten beiden Werder-Tore schoss übrigens ein Einwechselspieler namens Marcelo Moreno, den in Bremen alle schnell vergessen wollten. Am Anfang Berlin und am Ende erneut Berlin, Werder zog als Titelverteidiger 2010 abermals ins Finale ein. Aber gute Omen zählen gar nichts in dieser engen Liga. Der FC Union, als Oberschöneweide 1923 deutscher Vizemeister, hat eine richtig gute Truppe beisammen. Das weiß spätestens der BVB. Subotic, Schmiedebach, Gentner, Polter; noch dazu zwei Ex-Werderaner: Ujah und Kroos. Toni und Felix: Ihr seid immer in meinem grün-weißen Herzen, nur Sonnabend ab 15.30 Uhr nicht. Da ist verlieren verboten, denn sonst ist Fehlstart vom Feinsten. Mahlzeit!!!
ist seit 1996 Stadionsprecher von Werder Bremen im Weserstadion. Im wöchentlichen Wechsel mit Jörg Wontorra, Lou Richter, Daniel Boschmann, Peter Gagelmann und Klaus-Dieter Fischer schreibt er für WK Flutlicht, was ihm im Bundesliga-Geschehen aufgefallen ist.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.