
Irgendwie schließt sich für Manfred Müller der Kreis, nach genau zwölf Jahren. „1992 waren wir die ersten in Deutschland mit Stadionlogen", weiß Werders Marketing-Chef. Er ist sich ziemlich sicher, dass sein Verein zum Saisonbeginn 2004 wieder Spitzenklasse in der Liga sein wird - was die Exklusivität der 28 Logen betrifft, die derzeit im Neubau Weserstadion-Nordgerade entstehen.
Am 16. Dezember wird um 17 Uhr Richtfest sein. Planmäßig, wie fast alles bei diesem lange umstrittenen und von den Anwohnern kritisch beäugten Projekt. Die verhinderten einst mit massivem Druck den Einzug von McDonald's und schlugen damit ein beträchtliches Loch in den auf 18 Millionen Euro ausgelegten Finanzierungsplan. Doch das Problem ist ebenso gelöst wie viele andere, Manfred Müller ist überzeugt: „Zum Beginn der nächsten Saison ist alles fertig."
Der Neubau besteht aus vier miteinander verbundenen Türmen. Wer Näheres wissen will, erfährt beim Marketing-Vorstand Müller, dass der erste Turm nahezu komplett für Werder (drei Büro-Etagen, Fan-Shop, Museum) reserviert ist. Bremer und Norddeutscher Fußball-Verband, die Versicherungs-Agentur Focke sowie ein durchgängig betriebenes Restaurant werden in den zweiten Turm einziehen. Zwei teilweise vermietete Büro-Etagen, Polizei-Station und ein nur an Spieltagen geöffnetes Restaurant gehen in den dritten Turm, Turm vier hat sich das Energieunternehmen EWE TEL reservieren lassen.
„80 Prozent der Büroflächen sind vermietet„, sagt Müller, der Quadratmeterpreis soll knapp unter zehn Euro liegen. Das ist Obergrenze in Bremen, doch nach Meinung des Haus- und Bauherrn Bremer Weserstadion GmbH seinen Preis wert. Wegen der „1A-Innenstadtlage“ und weil zum Beispiel die Tagungsräume im fünften Stock einen 1A-Blick auf das Spielgeschehen zulassen. Mit anderen Worten: Werders Kicker spielen kräftig mit bei der Vermarktung der Nordtribüne. Und da sie derzeit ausnehmend gut spielen, läuft das Logengeschäft zufrieden stellend: Zwölf von 28 sind schon an den Mann oder die Firma gebracht.
Diese 28 Logen gibt es in der Größenordnung von acht, zehn, 14 und 16 Plätzen, zu entsprechenden Preisen: 35.000 bis 80.000 Euro sind pro Saison zu entrichten, inklusive Speis und Trank auf Feinschmecker-Basis. Wobei das Wort Loge die Realitäten nicht ganz korrekt widerspiegelt: Gesellschaftsräume mit Balkon wäre treffender. Weil Werder die Räumlichkeiten auch für Konferenzen ausstattet und empfiehlt, weil zusätzliche Sitzplätze vor der Loge bei passenden Wetterbedingungen ungehinderte Balkonsicht auf das Geschehen bieten.
Gleiches gilt übrigens auch für die Konferenzräume. „Natürlich„, sagt zum Beispiel Fußballverbands-Schatzmeister Wolfgang Schaper, „finden wir es sehr angenehm, dass unsere Geschäftsstelle damit auch erstklassige Tribünenplätze einschließt.“
18 Millionen Euro sind eingeplant, dabei wird es auch bleiben, glaubt Manfred Müller. Bezahlt wird alles von der BWS, die bekanntlich je zur Hälfte Werder und der Stadt gehört. Werder ist an der GmbH mit einer einer
Einlage von 256 000 Euro beteiligt und haftet daher höchstens mit diesem Betrag.
Doch finanzielle Engpässe sind nicht zu erwarten, die nach dem Rückzug von McDonald's neu gestrickte Finanzierung sieht inzwischen so aus: 10 Prozent vom Eintrittskarten-Erlös, 25 Prozent aus den Logen-Einnahmen, 50 Prozent aus der Stadionwerbung sowie Catering-Einnahmen. Und dann ist da ja auch noch die Mietvorauszahlung von 1,7 Millionen Euro für 25 Jahre, die der Fußball-Verband aufbringt. Der neue Gastronomie-Betreiber Eurest schließlich ließ sich den Zehnjahres-Vertrag auch einiges kosten.
Wer umzieht, hinterlässt auch leere Räume, was in diesem Fall die Frage aufwirft: Was macht Werder dort, wo man bisher, nicht unbedingt beengt, arbeitete? Vor allem die Nachwuchsabteilung, erläutert Manfred Müller, habe Platzbedarf. Und was die Nutzung der weiteren Räumlichkeiten in der Ostkurve angeht, wird wohl Klaus Allofs mit einem Plan zum Zuge kommen, den der Sportchef seit langem hegt: „Wir hätten gerne Räume, in denen sich unsere Profis etwa zwischen zwei Trainingseinheiten aufhalten können", sagt Allofs.
Allofs hat den Ganztages-Kontakt zwischen Verein und Spielern als Profi in Bordeaux kennen- und schätzen gelernt. „In Italien und Holland ist ähnliches seit langem üblich", sagt er. So spricht alles dafür, dass nüchterne Büroräume demnächst wohnlich umgestaltet werden, für Allofs ist es wieder ein Stück mehr Professionalismus. „Aber eine Pension Schöller", sagt er grinsend, „haben wir nicht geplant."
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