
Seit knapp 70 Jahren gehe ich ins Weserstadion, das eine oder andere Spiel habe ich also gesehen. Damals hieß das bei uns Fußball mit Bier und Wurst: Wir haben uns mit Freunden im Stadion getroffen, haben unsere Lieder gesungen und uns am Spiel erfreut. Heute hat sich das verändert, da wird das Stadion als ein Ort der Wahrnehmung genutzt. Und es gibt viele verschiedene Interessen. Ich bin erstaunt, dass es von einigen offenbar sogar als eine Art Privatbereich gewertet wird, wie man die Geschichte des Aufhängens eines Banners beim Pokalspiel gegen Heidenheim interpretieren könnte.
Absprachen, die mit dem Verein getroffen werden und in dem Fall auch getroffen wurden, sind zu respektieren und akzeptieren. Und müssten eingehalten werden. Werder besitzt das Hausrecht im Weserstadion, und der Kauf einer Karte schaltet dieses Hausrecht nicht aus. Ich bin froh, dass sich ein Großteil der Zuschauer daran hält. Wir müssen da hinkommen, dass das alle Besucher tun.
Von diesem Vorfall abgesehen, war das Pokalspiel gegen Heidenheim am vergangenen Mittwoch ein toller Fußballabend. Dass da etwas Schönes passiert war, konnte jeder sehen, aber sogar hören. Wenn im Weserstadion „Oh, wie ist das schön“-Gesänge angestimmt werden, muss Werder mindestens drei Tore vorne liegen, sonst passiert das nicht. Die Stimmung auf den Rängen passte zu der Vorstellung auf dem Rasen.
Der Sieg macht Mut. Zum einen, weil es der erste nach zuletzt vier Spielen ohne Sieg war. Es tat einfach gut, mal wieder als Sieger aus dem Stadion zu gehen. Vor allem aber macht die Art und Weise des Erfolgs Mut. An der konzentrierten und fokussierten Spielweise war zu erkennen, dass Florian Kohfeldt seine Spieler zu 150 Prozent auf die Partie eingeschworen hatte. Jeder war voll bei der Sache, auch nach der frühen Führung gab es kein Nachlassen. Es war ein Erfolg, der einer sehr guten Einstellung unseres Trainers Kohfeldt zu verdanken war.
Wer jetzt einwendet, dass Heidenheim nur ein Zweitligist war, den erinnere ich an Pokalspiele, in denen Werder gegen Drittligisten ausgeschieden ist. Davon gibt es ja doch einige in der Historie. Außerdem sind die Heidenheimer in der Tabelle oben dabei, die können schon Fußballspielen. In der nächsten Pokalrunde darf es gerne wieder ein Heimspiel sein. Auch wenn wir dank der besonderen Konstellation gegen Delmenhorst schon zweimal im Weserstadion gespielt haben, waren Heimspiele in den letzten Jahren eher selten. Und es muss ja nicht unbedingt der FC Bayern sein, der uns am kommenden Sonntag zugelost wird.
Mit Freiburg erwartet uns am Sonnabend die nächste spannende Aufgabe. Der Sportclub ist finanziell ähnlich aufgestellt wie Werder, deshalb darf man da mal hinschauen, wie sie es machen. Der dritte Platz in der Tabelle zeigt, dass sie es gut machen in Freiburg. Man muss es bewundern, was sie Jahr für Jahr für eine Mannschaft aufbieten.
Wie bei Werder gibt es auch in Freiburg eine gute Nachwuchsarbeit. Viele Spieler bilden sie in ihrem Leistungszentrum selbst aus und führen sie in die Bundesligamannschaft. Freiburg ist auch ein gutes Beispiel dafür, nicht sofort den Trainer auszutauschen, wenn es mal nicht läuft. Christian Streich wirkt wie ein Typ, mit dem sie dort noch hundert Jahre zusammenarbeiten können. Erfolgreich war Werder ja auch immer dann, wenn es Kontinuität gibt in den Führungsstrukturen.
Bei aller Sympathie für Freiburg hat Werder aufgrund seiner Tradition und seiner großen Zahl von Anhängern aber noch mehr Wucht. Ich hoffe, dass die Zuschauer im Weserstadion dazu beitragen, dass die drei Punkte in Bremen bleiben.
Bremen ohne Werder - das ist unvorstellbar! Und das Profiteam, das in der Bundesliga um Punkte und Tore kämpft, ist das Herzstück des Vereins. Auf dieser Seite gibt es News, Fotos und Videos rund um die Werder-Profis.