
Zwei Tage lang habe er sich richtig geärgert, gestand Theodor Gebre Selassie. Die Niederlage in Wolfsburg, sie war eben nicht so leicht abzuschütteln. „Es darf nicht passieren, dass wir fünf Gegentore bekommen. Das war defensiv eine schlechte Leistung“, sagte Werders Vize-Kapitän am Donnerstag. „Es war deutlich zu sehen, was passiert, wenn wir nicht alle zusammen als Mannschaft verteidigen.“ Es gab da ja aber auch noch Tag drei - und an dem kehrte langsam aber sicher die Zuversicht zurück. Der Glaube an die eigenen Stärken. Und deshalb betonte Gebre Selassie: „Ich habe trotzdem das Gefühl, dass wir defensiv viel stabiler sind als in der vergangenen Saison. Ich bin wirklich sicher, dass es nur ein einzelner Ausrutscher war.“
Nun hatte es einen ähnlichen Ausrutscher bereits am ersten Spieltag gegen Hertha BSC gegeben. Doch seit dem 1:4 beim Auftakt lief es recht ansehnlich für die Bremer. Vielleicht wurden ein paar Punkte zu viel nicht geholt, aber Werder war auch weit davon entfernt, eine Schießbude zu sein. Bis die Partie in Wolfsburg kam und die schöne Bilanz dahin war. Welches Gesicht ist also nun das wahre?
Auch Gebre Selassie sah in einigen Szenen nicht immer gut aus, ähnlich wie seine Teamkollegen kam auch er vor Gegentreffern zu spät. Und so gelang es ihm nicht, das zu sein, was er als Träger der Kapitänsbinde eigentlich sein möchte: ein Vorbild. Den großen Kommunikator, der laut dirigierend und wild gestikulierend über den Platz marschiert, will er jedenfalls auch mit fast 34 Jahren nicht mehr auspacken. „Es ist schwierig, einen Menschen zu verändern. Ich probiere einfach, durch meine Leistung und Einstellung auf dem Platz voranzugehen und Ansporn für meine Mitspieler zu sein“, sagte er. „Wir haben auch noch andere erfahrene Spieler wie Ömer Toprak oder Niclas Füllkrug, die, wenn sie dabei sind, auch die Lautstärke mitbringen.“
Theodor Gebre Selassie ist jemand, der gern Verantwortung übernimmt, dessen Wort intern Gewicht hat. Trotzdem hält er nichts von Alleingängen, er möchte Probleme lieber im Verbund lösen. Auch aufgrund seiner Position. „Es ist schwieriger, die Mannschaft als Rechtsverteidiger zu organisieren, als wenn man in der Innenverteidigung ist“, sagte er. „Es ist dann doch einfacher, wenn man etwas mehr Zeit hat und mehr vom Spielfeld sieht.“
So wie es aussieht, wird er seine aktuelle Führungsrolle in Bremen nur noch bis zum Ende des kommenden Frühjahrs ausüben. Schon mehrfach hat er erklärt, dass diese Saison wohl seine letzte bei Werder ist. Und daran hat sich bislang auch nichts geändert. „Die Wahrscheinlichkeit ist weiterhin sehr hoch“, sagte Gebre Selassie, der seinen Sohn gern im Sommer in der tschechischen Heimat einschulen möchte. „Ein paar Monate vor dem Ende der Saison sollte es endgültig klar sein, damit man das nächste Jahr planen kann“, sagte er und schob hinterher: „Aber im Moment ist das nicht so wichtig.“ Erst einmal will er mit Werder wieder erfolgreich Fußball spielen. Am besten schon am Sonntag im Weserstadion.
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