
Clemens Fritz ist als Werder-Trainee inzwischen im Vertrieb angekommen, doch in dieser Woche steht für den Ehrenspielführer eine besondere Reise an. Gemeinsam mit Anne-Kathrin Laufmann, die die Sozialmanagement-Abteilung des Vereins leitet, fliegt er nach Ruanda. Von der Hauptstadt Kigali geht es weiter Richtung Süden ins Flüchtlingscamp Kigeme. Dort steht das dritte und letzte Modul des „Young Coaches“-Programms an, das Werder mit den anderen Mitgliedern der „Football Club Social Alliance“ (FCSA) durchführt. „Man hört und liest immer vieles, aber sich das Projekt auch vor Ort anzuschauen, ist noch hilfreicher“, sagt Fritz zu Mein Werder.
Ruanda kämpft immer noch mit den Folgen des Völkermordes mit mehr als 600 000 Toten im Jahr 1994. Mittlerweile boomt jedoch die Wirtschaft. Ruandas umstrittene Regierung setzt vor allem auf den Tourismus-Sektor. So erhält der FC Arsenal aus England 34 Millionen Euro in drei Jahren, damit er den Schriftzug „Visit Rwanda“ auf dem Ärmel trägt – ein Deal, der einerseits Kritik verursachte, andererseits aber für große mediale Präsenz sorgt.
Die touristisch attraktiven Seiten Ruandas wird die Werder-Delegation nur am Rande zu Gesicht bekommen. In den sechs großen Camps lebten Ende des vergangenen Jahres mehr als 160 000 Flüchtlinge, fast alle kommen aus Burundi und der Demokratischen Republik Kongo, wo Kriege und schwere Menschenrechtsverletzungen die Menschen dazu bringen, ihre Heimat zu verlassen.
Die „Young Coaches“, 30 Prozent sind Frauen, sollen nicht nur lernen, Fußball-Inhalte zu vermitteln. „Ich habe mich mal mit einem ‚Young Coach‘ aus Uganda unterhalten, wie das Programm sein Leben verändert hat. Das ist schon beeindruckend“, erzählt Laufmann. „Er hatte einen familiären Hintergrund, der sehr von Gewalt geprägt war. Über das Programm hat er erst gelernt, was Respekt und Toleranz überhaupt bedeuten.“
Fritz will in Ruanda auch ein wenig auf dem Kunstrasenplatz mitmischen, Fußballschuhe hat er eingepackt. Der 37-Jährige sieht sich beileibe nicht nur in der Rolle, dem Programm ein prominentes Gesicht zu geben. „Es geht ja nicht darum, sich als Verein hinzustellen und ‚Hurra‘ zu rufen, weil man irgendetwas Soziales gemacht hat. Vieles läuft auch unter dem Radar“, sagt er. „Das Wichtigste ist, nachhaltig etwas zurückzugeben. Inzwischen engagieren sich auch viele Spieler. Von daher sehe ich einen Anstoßeffekt in der Gesellschaft.“ Fußballvereine haben für Fritz eine besondere Strahlkraft, er sieht aber jeden in der Verantwortung. „Uns in Deutschland geht es sehr gut, wir haben ein sehr gutes Sozialsystem. Und man kann schon mit kleinen Mitteln etwas Gutes tun“, sagt er.
Die Abteilung Corporate Social Responsibility (CSR) bei Werder plant schon weitere Projekte, 2019 soll es nach Mexiko, Vietnam und Tansania gehen. Doch jetzt steht erst einmal der dritte Teil in Ruanda an. CSR-Coach Henrik Oeser ist schon seit Sonnabend in Afrika. Zum Abschluss gibt es im Camp ein Fußballturnier, an dem 140 Kinder teilnehmen werden. „Danach erhalten die ‚Young Coaches‘ ihr Zertifikat“, sagt Laufmann.
Welche Wirkung der Fußball entfalten kann, hat Fritz selbst auf Reisen erlebt, ein prägendes Erlebnis habe er in Vietnam am Strand gehabt. „Da waren Amerikaner, Chinesen, Afrikaner, Menschen aus der ganzen Welt, die mich gefragt haben, ob ich mit ihnen Fußball spielen will. Plötzlich waren wir Menschen aus acht, neun Nationen. Der Ball ist einfach ein Kommunikationsmittel“, sagt Fritz.
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